Re: The Kills

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friedrich

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Eins haben wir noch:

The Kills – Blood Pressures (2011)

All tracks written and performed by The Kills. Produced by Jamie Hince.

Volle drei Jahre liegen zwischen MIDNIGHT BOOM und BLOOD PRESSURES, so wie auch drei Jahre zwischen NO WOW und MIDNIGHT BOOM lagen. Während es aber damals eine deutliche stilistische Entwicklung, sogar einen Sprung gab, so schließt BLOOD PRESSURES fast nahtlos an den Vorgänger an. Die Zutaten sind die gleichen geblieben: Reduzierter, aber kraftvoller Rock mit Hang zu Versatzstücken aus der Asservatenkammer der Popmusik wie Sonnenbrillen, Stirntolle und Leopardenfell, die man alle im 14-seitigen Booklet im trashigen R’n’R-lifestyle bestaunen kann. Sieht aus wie eine Mischung aus Jean-Michel Basqiuat und Raymond Pettibon, jedoch (fast) komplett von The Kills selbst gestaltet. Dazu knappe, prägnante Gitarrenriffs, ebensolche beats, obercooler Gesang von Allison Mosshart und Jamie Hince, mal solo, mal im Duett, gepaart mit einer modernen Produktion, die auch elektronische Tricks und Samples nicht auslässt. Postmoderner Fake’n’Roll sozusagen. Vielleicht kann man R’n’R nur noch wirklich ernst nehmen, wenn man ihn nicht allzu ernst nimmt? Dann macht das Spaß!

FUTURE STARTS SLOW ist mit fetten drums und Gitarre ein fast schon hymnischer opener, auf HEART IS A BEATING DRUM gibt es einen hüpfenden Ping Pong-Ball als percusssion, bei BABY SAYS singen wir alle laut mit „Baby says she’s dying to meet you“ und an anderen Stellen scheint auch immer mal wieder der gute alte Garagenrock durch. Und dann ist da noch THE LAST GOODBYE, die anrührendste Ballade, die THE KILLS bis dato aufgenommen haben: eigentlich nur drei, offenbar von einer knisternden Schallplatte gesampelte und geloopte Töne auf dem Klavier über die Allison Mosshart singt „It’s the last goodbye I swear / I can’t rely on a dime-a-day love / That don’t go anywhere“. Zu Tränen rührend!

BLOOD PRESSURES ist sicher kein solch herausragendes Meisterwerk wie MIDNGHT BOOM. Das ließ sich wohl sowieso nicht wiederholen oder gar übertreffen. Aber es ist ein Album, das locker das Niveau des Vorgängers hält. Von aggressiv rockend über treibende beats bis zu abgrundtief betrübt reichend und damit eine weitere tolle Platte von The Kills!

Ach ja, abschließend noch THE LAST GOODBYE: http://vimeo.com/38837541

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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)