Re: Jazz zwischen Kunst und Kommerz

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hal-croves
אור

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nail75Es ist völlig klar, dass jemand, der sich entschließt Jazz zu machen, nicht mit dem großen kommerziellen Erfolg rechnen kann. Es gibt aber gerade unter Musikfans eine Tendenz, kommerzielle Aspekte komplett auszublenden oder rein negativ zu behandeln. Das musikalische Schaffen wir vollständig auf kreative Impulse reduziert und die wirtschaftlichen Erwägungen ausgeblendet. Das ist mir zu einseitig, zumal sich viele Musiker sehr viele Gedanken machen, wie sie von ihrer Musik leben können, vor allem natürlich in der Popmusik. Dass man kommerzielle Erwägungen hat, zeigen ja gerade Künstler wie Miles Davis oder R.E.M., die stets nach dem Massenerfolg strebten, denen aber genauso wichtig war, ihre Integrität nicht zu verlieren. Das schließt sich nicht aus. Aber häufig wird nur der kreative Aspekt des Musikmachens beachtet.

Könnte das daran liegen, dass diesen „fundamentalistischen“ Musikfans die Musiker letztlich ebenso egal sind wie ihre ökonomischen Interessen, weil ihre persönlichen Schicksale eher als narrative Dekoration zur Diskografie dienen, und weil immer genug „idealistische“ Musiker bereitstehen, die ggf. unter dem ökonomischen Druck zerbrechende bzw. aus dem Markt fallende Interpreten ersetzen?

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"Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=