Antwort auf: Soul Re-issues

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soulpope
"Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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„The Broadway Sound Sessions“ Sandra Wright+James Govan (Soulscape) 2007

„Better late than never“ ist wohl die passende Klammer, welche über die beiden hier in die Sonne geholten Großleistungen von Sandra Wright und James Govan zu spannen ist. Gleichzeitig sind diese beiden Aufnahmen in den sogenannten Broadway Studios (wohl besser gekannt unter Quinvy Studios) entstanden und hier wurde ja mit vielen großen Aufnahmen von Percy Sledge und so manchem „kleineren“ Namen mit großer Stimme die Geschichte des Southern Soul mitverfasst.

Der Sänger Freddie North, zu diesem Zeitpunk bereits Teil von David Johnson`s Brodway Studios Organisation, hörte Sandra Wright und subsequent reiste Johnson nach Nashville, um sie zu evaluieren. Er war von deren Gesang tief beeindruckt und in 1974 kam es zu einer Aufnahmesession in den Quinvy Studios, deren Ergebnisz schlussendlich bei STAX ercheinen sollte. Die dort Verantwortlichen wollten der LP jjedenfalls eine Singleauskopplung vorschiessen bzw den Markt testen und so wurde auf dem STAX Sublabel mit dem bezeichnenden Namen Gospel Truth Anfang 1975 der im Midtempo vorgebrachte Flammenwerfer „Wounded Woman“ gemeinsam mit dem Qualitätsdancer „Midnight Affair“ auf den Markt geworfen…..

Allerdings war STAX zu diesem Zeitpunkt bereits in der Nähe des wirtschaftlichen Jordan und die Vermarktungsmöglichkeiten der einstmaligen Soulgroßmacht bereits stark eingeschränkt, trotzdem wurde eine zweite Single mit zwei abgrundtiefen Balladen „Lovin’ You Lovin’ Me“ und “Please Don’t Say Goodbye”, in welchen Sandra Wright stimmlich die gesamte emotionale Tastatur bedient veröffentlicht………ooh LORD.

Die beiden Balladen und Gospel Truth wurden im ZUge des unrühmlichen STAX Endkapitels weggespült und damit vergessen…….

Die englischen Soulfans machten umgehend ihre Leidenschaft zum Broterwerb, waren im Reissuebereich ab den 80er Jahren führend und so gelang es der Firma DEMON im Jahr 1989 (!!) endlich die gesamte LP von Sandra Wright zu veröffentlichen. Das Licht der Welt erblickten so die Dancer “A Man Can’t Be A Man” und das nur einen Tick langsamere “I’ll Come Running Back”……..noch besser bedient wurden jedoch die Deep Soul Fans, denn „I’m Not Strong Enough To Love You Again“ war der Prototyp einer händeringend in Niedergechlagenheit zerfliessende Country Soul Ballade und “I Come Running Back” schlägt in die idente Kerbe. Das unbestrittene Highlight der bis dato unbekannten Tracks war aber Sandra’s herzzerreissende Version von Luther Ingram’s “I’ll Be Your Shelter (In The Time Of Storm)” mit dem etwas geänderten Titel „I’ll See You Through“. Im Vergleich zum Original in einem wesentlich langsameren Tempo vorgetragen, wirft hier Sandra Wright ALLES in die Waagschale – gebettet auf aus dem Nichts hereingewehten Gitarrenlicks, einem tinkelnden Piano und eingerahmt von sich explosiv steigernden und dann wieder ins Dunkel schwindenden Hörnern……….atemberaubend. Das gesamte Album ist superber Southern Soul und wohl ein letztes lautes HURRA des Genres Southern Country Soul……….

Ganz anders verlief die Karriere von James Govan, welcher bereits in den frühen 70ern den Ritterschlag des Southern Soul in Form von Aufnahmen im FAME Studio erhielt – trotz Singleveröffentlichungen kam kein nachhaltiger Durchbruch und aus meiner persönlichen Hörweise hat die oft so toll funktionierende FAME Erfolgsformel im Fall von James Govan einfach nicht gepasst.

Die weiteren Jahre hielt sich James Govan mit seiner Band Stone Blue mit Gigs über Wasser – so war das auch Anfang der 80er, als er mit Tony Joe White kleinräumig tourte und dabei von David Johnson gehört (=erhört) wurde….Johnson versammelte die Creme der Shoals Musiker wie David Hood, Roger Hawkins, Clayton Ivey und die Muscle Shoals Horns und eine denkwürdige Session in den Brodway Studios kam ins Rollen…..

Schon in den Coverversionen von „You left the Water running“ und Mel&Tim „Starting all over again“ legt Govan jedwede Scheue ab und besticht durch kraftvoll lässige Gesangslinien, während die Groover „Jealous Kind“ und „Uphill Climb“ – welche das Tempo bereits gehörig zurückschrauben – das Geschehen meisterhaft zum Downbeat Material überbrücken. So schaltet dann Govan bei den tiefen Balladen noch spürbar einige Gänge höher….„We had it all“ und „Dont give up the ship“ vexieren zwischen Country Soul und Deepsoul Untiefen, das vom großen George Jackson geschriebene „Help me (Im in need)" hebt unglaublich ab und bei Prince Phillip Mitchells „Oh what a price (I had to pay)“ durchläuft er in einem 4 Minutenfilm alle emotionalen Tiefen des Erdenlebens und der gospelige Backgroundgesang trägt das Ganze……trotzdem in den Himmel…

Nur „Uphill Climb“ und „Jealous Kind“ wurden 1983 auf dem kleinen lokalen Envelope Label veröffentlicht, der Rest blieb „in der Kanne“…..für immer……NEIN, 1987 waren wieder einmal die verrückten Engländer am Zug und veröffentlichten die gesamte LP auf dem Charly Label….sicher eine der meinerseits meistgespielten LP`s der folgenden Jahre…….

Jetzt sind beide LPs NOCH auf der gegenständlichen CD von Garry Cape`s Soulscape Label zu haben…aber das Dunkel beginnt sich bereits wieder zu senken………..TAKE THE CHANCE !!!!

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  "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)