Re: Soul Re-issues

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soulpope
"Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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Subtopic : Kaufen, solange noch vorhanden – not to be missed (8)

Various Artist Kompilation „When a man cries“ (Kent/ACE) 1999

Als ich in den 80ern bereits so manchem Kleinlabel des Southern Soul nachspürte, stolpert ich eher zufällig über die Kent LP mit dem bezeichnenden Titel „Down to the last Heartbreak“, welche tiefes Material aus den Katalogen der Großstadtlabel Scepter und Wand (bzw Sublabels) vorstellte….deren Linernotes schlossen mit den Worten „This compilation being a proof, that not all of deepest Soul was born south of the Mason-Dixon line…“

Diese LP öffnete mir ein weiteres mal die Augen, und so war ich schwer begeistert, als in den späten 90ern ACE eine fulminant erweiterte Version auf CD veröffentlichte. Insgesamt 23 Tracks belegen die thematische Vorgabe, wesentlich ist jedoch der Hinweis, daß vielen der hier vorgestellten Songs deren Leben im Süden eingehaucht wurde und diese danach durch Leasingdeals auf Labels des Nordens, hier wie gesagt auf jenen der Scepter-Wand Gruppe, veröffentlicht wurden. Unabhängig von deren Provenienz muss ich festhalten, daß diese Kompilation zu jenen raren Sammlungen gehört, bei denen ALLE Tracks von hoher Güte sind (wie auch meine Empfehlung „not to be missed no. 5“)……….

Mit der Startnummer 1 und dies zu Recht startet der aus new Orleans stammende Joe Wilson mit der projektnamengebenden Herzensöffnung „When a man cries“. Diese mit knackiger Gitarre und und Hörner ausgestattete, einer von Produktionsgenie Wardell Quezergue trefflich eingesetzten Streichereinheit unterlegte und von Wilson mit seiner ganzen emotionalen Kraft vorgebrachte Ballade wurde 1970 in den MALACO Studios aufgenommen.

Was mit einem de facto im Superzeitluppentempo in den Raum entlassenen „I just can`t stand to see this tears in your eyes…….“ beginnt entpuppt als sich die Stimme des fantastischen Sängers Lee Jones von den Masqueraders und ist gleichzeig dessen Einstieg in den Schmachtfetzen „Let`s face facts (I got to go)“, aufgenommen 1967 in den American Studios in Memphis….wenn ich hier sage, daß Jones hier MEHR als ein Unentschieden im Vergleich zu der Sichtweise von James Carr auf Goldwax herausholt ist die Messe damit wohl gelesen…

Ein Streichermeer umhüllt die im Midtempo vorgebracht, verzweifelte Erkenntnisz von Jackie Moore`s „Looser again“ aus 1969, welche im dramatischen (und hier in einem um wertvolle Sekunden im Vergleich zu 45er Version verlängerten) Fade-out ungezügelt ausbricht………..

Es war wohl schon eine Grundbürde des besonderen Art, Sänger UND Bruder des großen Sam Cooke zu sein, aber L.C Cooke trägt diesen Rucksack im Fall von „Let`do it over“ mit Braveur…..diese von den Allzeitgrößen des Songwritings Dan Penn und Spooner Oldham verfasste Ballade wurde in den American Studios Memphis veredelt und Cooke`s Darbietung kommt ungefiltert „straight fom the church“……

Ein weiterer Beitrag zum Thema „Das kann echt NOCH impressiver gesungen werden ?!?!“ gelingt Katie Love und deren unglaublich benannten Backgroundsangesgruppe „The Four Shades Of Black“ (Oscarverdacht in der Kategorie „Cover-up Name“ !!) bei ihrer Version von „Hurts so good“ (ja nur die Silbermedaille hier für die grosse Millie Jackson !!). Aufgenommen in Muscle Shoals und produziert von Roger Hawkins und George Soule, deklamiert hier Katie Love mit sich dabei entleerendem Herzen “ „Take my name, scandolise me in the street, anything you do is alright with me, turn right around and make love to me, ooh baby it sure is good to me. You take my pride and throw it up against the wall, you take me in your arms and bounce me like a rubber ball.“……….pure Magie……

Ja und dann gibt es doch noch ursprünglich aus dem Big Apple stammende Produkte – obwohl man hier auf Memphis WETTEN könnte – denn die beiden Produzenten J R Bailey und Johnny Northern hatten schon ein Händchen und via dem großartigen, mit einer rauen Stimme ausgestatteten Sänger J.B Troy zaubern sie 1966 mit „I`m really thankfull“ und „Every man needs a woman“ zwei supertiefe Balladen….ich meiner wirklich SUPER……

Und falls ich es noch nicht erwähnt habe…..seit dem ersten Hören der Kent LP suchte ich mit Priorität 1 die beiden Singles von Marvin Preyer, welche die von ausserirdischer Qualität ausgestatteten Tiefstballaden „Don`t stop loving me this Time“ und „What can I call my Own“ (wieder nur der 2te Platz hier für James Carr auf Goldwax…..ist ihm sonst so gut wie nie mehr passiert…..). Aufgenommen 1968 in den Lyn-Lou Studios in Memphis hören wir tatsächlich einen kleine Sternstunde des Southern Soul……

Und zum Schluss noch ein „Teaser“……sollte Interesse bestehen, wer „What can I call my Own“ auf ähnlichem Level – oder noch besser !?!?! – gesungen hat (und damit James Carr……..SHOCK !!!!….auf den dritten Platz verweist)……..mich bite unter dieser Nummer wissen zu lassen….

PS1 Nur noch RESTBESTÄNDE dieser Kompilation aus 1999 sind verfügbar……time waits for no one….

PS2 @gypsy : denke dieses Cover mit den traurig-verschreckten Boys in ihren Sonntagsanzügen ist ganz ok, oder ;-) ?

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