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Diese Diskussion fasziniert mich.
Der Eröffnungsbeitrag ist in meinen Augen der Versuch des Bildersturms gegen den „sakrosankten Kanon“ der klassischen Musik. Da habe ich mich natürlich gefragt, worin besteht dieser Kanon denn eigentlich und wer definiert ihn?
Ist es die Masse der meistaufgeführten (=populären) Werke und wenn dem so ist, warum wird dann im Eröffnungsbeitrag der Eindruck vermittelt,
otisAber vieles gilt als kanonisiert. Nicht etwa betrifft es wie im Pop-Bereich einzelne Platten, „Werke“, sondern gleich das Gesamtwerk gilt als mehr oder weniger unkritisierbar.
dass dieser Kanon wirklich sämtliche(!) Werke sogenannter großer Komponisten wie Mozart oder Beethoven enthält.
Es ist meines Erachtens absolut nicht so, dass alle(!) Werke eines Ludwig van Beethoven (als Beispiel) gleichermaßen populär sind und aufgeführt werden, noch weniger kann man das sicher von Mozart oder Liszt behaupten, also kann dies eigentlich nicht Grundlage der Bildung dieses von Dir kritisierten „Kanons“ sein. Was aber sonst?
Und in das obige Zitat bringt mich gleich noch zur nächsten Frage; „Wer sollte denn die Werke klassicher Komponisten kompetent kritisieren“. Ich kenne allein berufsbedingt zahlreiche Menschen, die sich mit Musik (auch klassischer) beschäftigen und darunter ist ein sehr großer Anteil, der [Ironie]“etwas davon versteht“, aber gerade im Bereich der Klassik möchte ich mal behaupten, dass ca 80-90% der Konzertbesucher reine Konsumenten sind, denen man (fast) alles vorsetzen kann, ohne dass Sie etwas daran auszusetzen hätten.
Eine Anekdote, die mir im Laufe der Unterhaltung über diese Diksussion hier(!) ein befreundeter (wirklicher) Klassikkenner erzählte, betraf eine Aufführung von Brahms‘ erster Symphonie, der er mit einer größeren Gruppe, darunter auch ein Musikwissenschaftler, beiwohnte. Nach dem Konzert fanden zunächst alle, dass es eine richtig gute Aufführung war, worauf der Musikwissenschaftler nur meinte; „Richtig gut wäre es gewesen, wenn die Exposition im ersten Satz wiederholt geworden wäre“ worauf erst einmal Stille einkehrte. Dabei ist absolut nebesächlich, dass diese Wiederholung häufig ausgelassen wird, entscheidend ist, dass sich im gesamten Publikum sicher nur der kleinste Teil der Zuhörer überhaupt bewusst war, dass es da eine Exposition gibt, die wiederholt werden kann.
Aber wer will es diesen Leuten übel nehmen? Wer hat denn die Zeit, sich so ausführlich mit einem(!) solchen Werk zu beschäftigen. Und wer von denen, die diese Zeit erübrigen können, hat die Mittel (Inteligenz / Geld) dafür und wer von denen, die auch das erfüllen, interessiert sich letztlich dafür.
Und da sind wir an einem ganz kritischen Punkt, mit wem, Otis, willst Du eigentlich diskutieren? Wer (speziell in diesem Forum) soll den wissenstechnischen Hintergrund haben, mit Dir die „Qualität“ klassischer Werke zu bewerten? Ich hoffe ja nicht, dass Du nur andere Möchtegern-Bilderstürmer, denen alles populäre suspekt ist, auf den Plan rufen willst!
Ich wollte eigentlich noch was zur „Überwindung der Geschmacksgrenzen“ schreiben, aber es ist spät und ich denke, ich mache mich schon so unbeliebt genug, zumal ich eben finde, dass die Grundfrage von falschen bzw unklaren Voraussetzungen ausgeht (wer behauptet denn eigentlich, dass Beethoven, Mozart, List etc nichts schlechtes komponiert hätten? Wie wird der angesprochen Kanon gebildet) und somit meines Erachten ziemlich inhaltsleer ist,
Die „Diskussion“ werde ich weiter verfolgen, sofern sie fortläuft, allein weil mich die Beiträge von clasjaz immer schmunzeln lassen und wegen der fremdwörtergespickten Wortakrobatik einiger Teilnehmer. Und natürlich gibt es außerhalb der ursprünglichen Diskussion auch einiges an Fakten, was ich hier mitnehmen konnte,
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Was nutzt es denn, einem alten Ochsen, der nur ein einziges Sprüchlein draufhat, in's Horn zu kneifen?!