Re: Die „Zauberflöte ein Machwerk“? Anderes?

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gruenschnabel

Registriert seit: 19.01.2013

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gypsy tail windUnd noch etwas, weil ich gestern im Fono Forum geblättert habe (gelesen habe ich erst das Interview mit der verehrten Elina Duni) … die Sätze, die man in den CD-Rezensionen angehäuft kriegt, sind erschreckend und fügen sich recht gut in die Diskussion darüber ein, wie man über Musik denn sprechen oder schreiben kann oder soll. Bei mir klingelt da jedenfalls fortwährend, der Platitüden- und Hohle-Phrasen-Alarm.

Zwei Beispiele:

Beethoven: Symphonie Nr. 9 (Michael Tison Thomas; SFS/MW)

„romantisch, weil erhebend“? und das auch gleich noch „im besten Sinne“? Dann habe ich jetzt wohl den Schnellkurs Romantik auch begrifffen, danke. Es geht übrigens im Zitat um das Adagio und überhaupt um die Länge der Einspielung.

R. Strauss: Lieder (Christiane Oelze, Eric Schneider; Solo Musica/Naxos)

So so …

Hm, das ist ziemlich ernüchternd. Passenderweise werde ich mir heute Abend auf 3Sat die „Romantische“ von Bruckner reinziehen. Mal hören, wie erhebend die dann gerät. Aber: Es dirigiert Thomas Hengelbrock. Und bei ihm habe ich die durch Erfahrung berechtigte Hoffnung, dass die Gleichung „romantisch = erhebend“ eben nicht aufgehen und in ihrer verfälschenden Banalität überhaupt keine Rolle spielen wird. Überhaupt ist Hengelbrock jemand, der den „Kanon“ aufbrechen will. Sein Antrittskonzert z.B. beim NDR-Sinfonieorchester durchbrach seinerzeit eine doch schon recht eingefahrene Programmgestaltung vehement. Er selbst wühlt wohl ständig nach „neuen Stücken“ – auch aus früheren Epochen. Heute sieht das Programm auf den ersten Blick mit Bruckner IV und Schumann-Klavierkonzert (mit Hélène Grimaud) sehr „herkömmlich“ aus. Aber: Es wird die Erstfassung der Sinfonie gegeben. Und die unterscheidet sich wohl beträchtlich von der gängigen. Auf diese „Erweiterung“ des Blickwinkels freue ich mich schon.

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