Re: Die „Zauberflöte ein Machwerk“? Anderes?

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Wenn ich so lese … es gab da eine Formel, dass man nach kurzer Zeit zu Hitler kommt …? Das ist unvermeidlich und ich mag gypsy und pinch und grünschnabel, auch nail, danken für ihre Worte, Fragen und Feststellungen. Auch Loriot.

Aber ich habe Lust, zurückzugehen auf die Anfangsworte:

otisEnde der Siebziger schockte H.-K. Metzger mit dem Buchtitel „Ist die Zauberflöte ein Machwerk?“ die Klassikgemeinde. Seitdem scheint sich nicht viel geändert zu haben im Rezeptionsverhalten. Die klassischen Werke sind sakrosankt per se. Immer scheint es nur (auch hier im Forum) um den Vergleich von Einspielungen zu gehen, aber nicht um das Werk an sich. Ich würde mir einmal eine Diskussion um die Kompositionen selbst und ihre Ästhetik wünschen.
Wie spricht mir doch z.B. Louis Spohr aus der Seele, der Beethovens 9. ein denkbar schlechtes Zeugnis ausstellte und dem späten LvB ein Defizit „an ästhetischer Bildung und an Schönheitssinn“ attestierte. Man muss nicht seiner Meinung sein, aber eine solche Diskussion fehlt mir in Bezug auf die Klassik.
Meyerbeer war zu seiner Zeit ein Superstar, heute rümpft man die Nase (zu Recht!). Liszt ist heikel, Wagner ohnehin. Aber vieles gilt als kanonisiert. Nicht etwa betrifft es wie im Pop-Bereich einzelne Platten, „Werke“, sondern gleich das Gesamtwerk gilt als mehr oder weniger unkritisierbar. Das stört mich.

Als erstes hätte ich mir Aufhellung über den Metzger-Artikel gewünscht. Warum ist die Zauberflöte möglicherweise ein Machwerk (bei der Gelegenheit könnte man gleich diskutieren, wann ein Machwerk ins Leben finde)? Was wird angestupst, um zu einer Antwort zu gelangen?

Was das Unkritisierbare angeht: Wenn ich hier schon dabei bin, lese ich natürlich auch gerne in Musikecken, die ich vielleicht nicht oft verstehe, das mag sein. Aber da geht es selten über das Dogmatische hinaus, Kurzrepliken im Gehäus dessen, was offen ist. So sollte es in der Klassik, um die andere Musik mal so abzukürzen, nicht zugehen.

Ohne das Geschwurbel. Dass klassische Werke sakrosankt seien. Sie setzen sich einem Angriff, einer Verurteilung sogar gewaltiger aus als ein Popsong, mal hier, mal da (manchmal allerdings unterscheidet sich das nicht). Dass jemals ein Gesamtwerk eines Musikers unkritisierbar sei, habe ich nicht mitbekommen. Ich lese da eine seltsame Aversion gegenüber einer Musik, die für Dich „noch außerdem“ da und wichtig ist.

Und weil das jetzt alles so ausgeufert ist, auch dies:

Ich mag Beethoven nicht sonderlich, dennoch hat auch er in meinen Ohren großartige Sachen geschrieben, daneben aber Fragwürdiges. Die Neunte z.B. mag ich überhaupt nicht. Ich liebe Mozart, doch auch er hat nicht nur Großartigstes verfasst.
Ich würde mir also wünschen, dass man hier einmal eine Diskussion um die Werke an sich und ihre spezifische Ästhetik führt und nicht immer nur Einspielungsvergleiche anstellt.

Fast möchte ich diese Sätze nicht übersetzen. Ein Foyergespräch. „Er ist ja ganz nett, aber …“ Ich hätte mir von Dir auch gewünscht, dass Du einmal etwas zu Mozarts Oper sagst, über Stichworte hinaus. Ich glaube einfach nicht, dass eine „spezifische Ästhetik“ so einfach genannt werden kann, ohne buchstabiert zu werden, – womit ich ganz leicht und luftig zu meiner Verteidigung des Subjektiven zurückkehre – die mit Beliebigkeit gar nichts zu tun hat. – Und was hat Metzger zur Zauberflöte gesagt?

Der Hitler-Liszt-Nietzsche-Wagner-Schnörkel: Man weiß nie, wer wem vorausgeht, Anachronismen stellen sich ein zu jeder Zeit.

Ich glaube, ich hatte es schon einmal versucht im Forum, mit geringem Erfolg.

Wo, wann war das, in den Anfängen dieser Klassikabteilung sah es übel aus, soweit ich weiß, sodass auch ich bitte, die ersten Posts im Beethoven-Thread zu löschen.

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