Re: bft 6 – gypsy tail wind

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gypsy-tail-wind
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Disk 1

09 – MINORITY (Gigi Gryce) 2:48
Quintett 61: Klaus Lenz (t, ldr), Peter Baptist (tb), Heinz Schröter (ts), Gert Lübke (b), Udo Reichel (d)
Berlin, 3. April 1962 (Amiga 5 50 189, 7″ EP; auch auf: „Modern Jazz Studio Nr. 1“, Amiga 850 023, LP)*

10 – PONT À MOUSSON (Brandt-Ohlsen) 3:32
Helmut Brandt Combo: Conny Jackel (t), Helmut Brandt (bari), Ludwig Ebert (p), Klaus Gernhuber (b), Hans-Dieter Taubert (d)
Berlin, 28. Februar 1957 (Amiga 5 50 132, 7″ EP; Amiga 159596[?], Split 7″ EP, erste Hälfte von Gustav Brom)*

11 – GROG (Joachim Kühn) 5:05
Werner Pfüller Quintett: Werner Pfüller (t), Helmut Meyenberg (ts), Joachim Kühn (p), Klaus Koch (b), Wolfgang Henschel (d)
Berlin, 9. Januar 1963 (Amiga 5 50 167, 7″ EP; auch auf: „Modern Jazz Studio Nr. 1“, Amiga 850 023, LP)*

12 – THREE SECONDS (Oliver Nelson) 8:06
Michael Naura Quintet: Peter Reinke (as), Wolfgang Schlüter (vib), Michael Naura (p), Wolfgang Luschert (b), Joe Nay (d)
Hamburg, 1. & 4. Februar 1963 („European Jazz Sounds“, Brunswick LPBM 87 912, LP)

*) diese Titel auch auf:
„Jazz in Deutschland – Aus dem Amiga-Archiv, 1947-1965″ (Hansa Musik/BMG 74321433802, 5CD, 1996)
Weitere Angaben zur Box: http://www.ostbeat.de/JazzInDeutschland.htm

„Minority“ kam erstaunlich gut an, was mich sehr freut! Was mich etwas enttäuscht ist, dass fast niemand das Stück erkannt hat – das spricht wohl Bände darüber, wie’s um Gigi Gryce bestellt ist. Das Buch von Noal Cohen kenne ich übrigens auch nicht, wohl aber einige Aunahmen von Gryce, der nicht nur tolle Stücke und Arrangements geschrieben hat, sondern auch ein hervorragender Altsaxophonist in der Parker-Nachfolge war. In den späten 50ern leitete er mit Donald Byrd das Jazz Lab Quintet (Lonehill hat deren Aufnahmen auf drei tollen CDs gesammelt, die allerdings deppert programmiert sind… wenn sie schon mal was tolles machen, dann schaffen sie’s am Ende eben doch noch, dass es nicht wirklich gut gelingt…), dann hat er sein eigenes Quintett geleitet mit Richard Williams an der Trompete und Richard Wyands am Piano – drei grosse vergessene des Hardbop.
Lenz war nicht der einzige Europäer, der Gefallen an Gryce‘ Musik fand. Schon einige Jahre früher fanden einige Gryce-Arrangements aus dem book von Stan Getz Eingang ins Repertoire von französischen Jazzmusikern.

Dieses eine Stück von Helmut Brandt haut mich immer wieder um. Es ist von sublimer Schönheit. Brandt gehörte wie Hörig der älteren Generation an, spielte mit Dixieland-Bands, mit Tanzorchestern, aber auch mit der 1967 von Don Ellis zusammengestellten Berlin Dream Band. Hier gehört ihm die ganze Welt, wenigstens für dreieinhalb Minuten… ich kenne von dieser Gruppe nur die drei Stücke, die auf der Amiga-Box zu hören sind (die anderen gehören anderen Band-Mitgliedern). Falls jemand da weiteres findet oder Hinweise geben kann, würd ich mich freuen!
Noch ein Link.

Dann Michael Naura… egal, was man von ihm halten mag – der Herr hat grosse Verdienste, und die Scheibe, auf der er diese Oliver Nelson-Komposition einspielte, gehört zu den grossen Klassikern des europäischen Jazz jener Zeit. Nelsons eigene Aufnahme des Stückes findet sich auf seinem Prestige-Album „Screamin‘ the Blues“ mit Eric Dolphy, falls jemand sich gewunder hat, wo er das Stück schon mal gehört hat… der Vibraphonist Wolfgang Schlüter setzt hier vielleicht das grösste Glanzlicht, er gehört meiner Meinung nach zu den grossen seines Instrumentes.

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