Re: Andrew Hill

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vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

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wenn ich das auch mal so schnöde in diesem thread posten darf:

ich bin über die letzten wochen zu einem großen fan dieser aufnahmen und auch der mit den streichquartetten geworden und halte sie für (persönliche) höhepunkte der hill- und allgemein der blue-note-diskografie.

vieles von dem, was gypsy schreibt, kann ich voll und ganz bestätigen – wie hintergründig kunstvoll das gebaut ist, wie toll sich die bläser und hill da einbringen, wie gut die rhythmus-gespanne davis/waits und carter/riley funktionieren. hier gelingt in meinem dafürhalten das schichten von ebenen wieder hervorragend, die beats sind pop-infizierter (was auch zeigt, dass GRASS ROOTS keine kommerzielle anbiederung war), die sänger ein black-power-element (gleichzeitig haben sie in ihrem schrägen einsatz und ihrer ihrerseits geschichteten zusammenfügung ein psychedelisches moment, das ist ja nicht weit weg von den pet-sonds-beach-boys und so verkifft-melancholischen baroque-pop-sachen), und vor allem die neuen saxofonisten garnett und maupin haben eine weite in ihrem spiel, die ab ende der sechziger einfach gut funktioniert, harold land konnte das bei hutcherson ja auch sehr gut. das ist was anderes als diejenigen, die sich eher in die hill-welt hineingearbeitet haben, rivers, kenyatta, gilmore, henderson…

das heißt: ich mag genau das, hills neue poppigkeit und die komplexität, die eher im aufschichten passiert (wobei ja nicht immer alle gleichzeitig agieren, so auch noch viel wechsel in den klangfarben passiert) als in der melodieführung.

mit den streichern wird das alles noch ein bisschen toller, aber um 1970 herum sänger_innen im jazz einzusetzen war ja auch ein statement, nicht nur eine frage des arrangements.

ich stimme gypsy darin bei, dass die erste session etwas besser ausgearbeitet, sorgfältiger arrangiert ist. aber ich mag von der zweiten das träge endlos-motiv von „a tender tale“ und den dramatischen boogaloo von „natural spirit“ schon sehr. mir fällt dazu auch so schnell kein vergleich ein. und: dass lee morgan und woody shaw toll sein konnten und es hier auch wirklich sind, ist kein geheimnis – aber was für tolle sachen hier garnett und maupin hinkriegen, ist schon eine entdeckung, oder?

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