Re: Andrew Hill

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vorgarten

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gypsy tail wind
Zu beiden Sessions muss ich anmerken, dass sie mich nicht unmittelbar gepackt haben, das auch heute nicht tun. Es braucht schon unabgelenktes Hören, um die Qualitäten, die zu beschreiben ich versuche, wahrzunehmen. Gerade die Trio-Session plätschert sonst an mir vorbei, während die Sextett-Session mich eher etwas langweilt oder auch nervt. Allerdings ist es ja keine so spezielle Beobachtung, dass man ohne genaues Hinhören bei Hill möglicherweise nicht weit kommt. Neu ist eher der erste Eindruck zwischen Langweile und Gleichgültigkeit, während die früheren Sessions bei oberflächlichem Hören bei mir primär einen Gedanken wecken: Ich muss unbedingt alles stehen und liegen lassen, hinsitzen und nichts tun als hören, mich ganz in diese Musik versenken. Das soll man auch mit allen späteren Aufnahmen Hills machen, es lohnt sich nämlich immer – bloss wird für mich dieser Impuls nicht mehr so unmittelbar erzeugt (das gilt dann alles nochmal etwas stärker für die Sessions ab den Siebzigern).

mir geht das alles sehr ähnlich, auch mit der ersten rivers-session. es gibt überall spannende sachen zu entdecken, aber ich habe auch ein paar probleme. teddy robinson finde ich im komplett freien spiel keinen wirklich guten drummer (da hält er einen in meinen ohren ziemlich schematisch-hilflosen freien becken-swing), und hill an der orgel finde ich auch alles andere als zwingend (da ist für mich immer sofort die luft raus). ganz schön sind dagegen „desire“ aus der CHANGE-session, wo ein unabhängiger rhythmus durchgehalten wird, die ersten stücke von der sextett-session, die eher harmonische bereiche ausloten, und manchmal das zusammenspiel mit ron carter. einmal kommt in der trio-session die orgel als total geisterhafter effekt, das mochte ich auch sehr.

hill wirkt ein bisschen planlos in dieser phase – völlig frei will er nicht spielen, aber verschiedene ebenen horizontal zusammensetzen (wie mit der rhythm section auf COMPULSION) funktioniert hier nicht, weil er vielleicht die falschen musiker hat (rivers fließt ja eher so mit, kenyatta eigentlich auch) oder einfach nicht lang genug mit ihnen geprobt?

gerade läuft die septett-session, herbie lewis weiß irgendwie sofort, was zu tun ist, und spätestens beim dritten ton von shaw bin ich hin. bin gespannt, wie das weiter geht.

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