Re: Kriterien der Jazzkritik

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monoton

Registriert seit: 07.02.2010

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redbeansandrice.. bis zu einem gewissen Grad muss es zwischen verschiedenen Kunstarten ja verschiedene Kriterien geben, zunächstmal ganz plump, wenn ich finde, dass ein Roman sprachlich enorm gelungen ist – wie überträgt sich dieses Kriterium auf eine Bronzeskulptur…

Ich hätte meine Frage wohl noch etwas untermauern sollen. Ich denke, es gibt Kriterien, die bei jeder Bewertung eines Kunstwerkes /-ausdruckes eine Rolle spielen, egal ob Skulptur, Roman oder Arie: Idee, technische Umsetzung, Originalität, Schwierigkeit, (historische) Hintergründe, Relevanz zur Entstehungszeit / für die Gegenwart, etc.

Hinzu kommt dann noch persönliches Empfinden, welches eigene Vorkenntnisse, persönliche Lebensumstände (ethnische, soziokulturelle Zugehörigkeit/ an welchem Ort, zu welcher Zeit man lebt/ Erziehung/ Religion/ Bildung/ wirtschaftliche, gesundheitliche Verhältnisse/ eigene aktuelle Position zur dargestellten Emotion innerhalb der Kunstform: Wut, Trauer, Einsamkeit, Freude, Liebe, etc. (kann ich das Dargestellte nachempfinden, spricht mich – mein Erfahrungsschatz – das Dargestellte an?)/ etc.) grundsätzliche „Geschmacks“- vorzüge / -einschränkungen zum Zeitpunkt der Beurteilung mit einbezieht.

Es gibt also einen objektiveren (mit einigen Unterpunkten) und einen subjektiveren Teil (mit einigen Facetten), welche mit unterschiedlichen Wichtungen in eine Bewertung einfließen.

Diese Gewichtungen der einzelnen Bestandteile variieren von Mensch zu Mensch, bei einem Subjekt aber auch von Zeit zu Zeit (mit 20 empfindet man anders / hat einen anderen Kenntnisstand als mit 50) und von Kunstobjekt zu Kunstobjekt (bei einem Werk gibt es eine gute oder schlechte „Note“ für besonderes handwerkliches Geschick, bei einem anderen für eine außergewöhnliche, innovative Idee etc.)

Daher sehe ich keinen großen Unterschied zwischen der Rezension eines Filmes, Buches oder Tracks. Eine Bewertung sollte belegbar bleiben, auch wenn sie sich auf persönliches Empfinden konzentriert. Im Zweifel sagt sie mehr über den Rezensenten als über das Werk aus.

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