Re: Kriterien der Jazzkritik

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staggerlee

Registriert seit: 04.02.2007

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Ich denke, daß Otis teilweise Äpfel mit Birnen vergleicht. Mingus steht fest in der Tradition schwarzer Musik, man höre sich z.B. Blues & Roots an- mag er wo auch immer Anleihen genommen haben. Zudem mag man bedauern, daß Jazz nach der Swingära an Komplexität (z.B. in der Rythmik- im Gegensatz zur Klassik) zugelegt hat. Als Tanzmusik steht er eben, im Gegensatz zu Pop, nicht mehr zur Verfügung (manche Vergleiche mit Pop, Progrock und Klassik hinken also gewaltigt).

Ein anderes Beispiel: Neulich saß ich im Auto, hörte Radio- es lief Jazz. Innerhalb von zwei Sekunden war mir- anhand des Tons- klar, daß es sich um Getz handelte (ein Kriterium, daß glaube ich bei Klassik wohl nicht trägt- hier kenne ich mich aber nicht aus). In einigen Punkten empfinde ich allerdings ähnlich wie Otis: Ich persönlich höre Hard Bop sehr gerne- gerade da er „Down Home“ ist und habe mit der Ästhetik von ECM bei manchen Aufnahmen meine Probleme. Und auch ich ziehe Monk Powell vor, nicht da Powell etwa „geschwätzig“ wäre (ein genialer Pianist), sondern mich fasziniert an Monk a) der Humor b) die Unberechenbarkeit und b) der faszinierende Umgang mit Rythmik (bzw. auch was er nicht spielt).

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