Re: Tenor Giants – Das Tenorsaxophon im Jazz

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vorgarten

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katharsis
Etwas spiritistisch würde ich behaupten, dass Coltrane stets das suchend-verletzliche und damit authentische im Klang hatte. Land dagegen nahm die Technik in sein Spiel auf und verband sie mit seinem in-sich-ruhenden Stil – auf seine Art auch sehr authentisch und daher mehr als bloß ein Epigone.

es war das solo von dem mir bis dahin völlig unbekannten land, das mich beim querhören dieser (auch insgesamt sehr schönen) cd sofort elektrisiert hat – eine live-aufnahme mit dem hutcherson-land-quintett in ljubliana 1970 (nr. 4, THE CREATORS, das original befindet sich auf hutchersons NOW!).

für mich hat das gar nichts mit coltrane zu tun, „gleißend“ trifft es, was seinen ton angeht, ziemlich gut, finde ich. vielleicht ist dieses solo aber auch für land „outstanding“, wie allmusic sagt. danach habe ich jedenfalls den hardbop-land ausprobiert (THE FOX und HAROLD IN THE LAND OF JAZZ), später die ganzen hutcherson-land-aufnahmen. ich mag das alles und lands ton insbesondere, den ich ohne vergleich finde – aber ich mag vor allem die verbindung (bis in die 80er) mit hutcherson und wollte schon immer mal was über musikalische partnerschaften im jazz lesen oder schreiben, z.b. über das „gemeinsame atmen“, das dorham mal bei sich und joe henderson gespürt hat. also z.b. über brubeck/desmond, shepp/parlan, hutcherson/land, dorham/henderson, coleman/cherry…

letztlich hat mich aber nichts von land mehr so begeistert wie das ljubljana-solo, vom ton abgesehen. mir ist das zu sehr gesetzt in schön bewegten konventionalitäten, langweilig vielleicht auch, von jemand in die welt gesetzt, ohne viel zu wollen. vielleicht ist einfach etwas in ihn gefahren an diesem abend in ljubljana…

gerade habe ich CIRRUS von hutcherson entdeckt, die ich sehr mag und ziemlich unterbewertet finde. aber vor allem NOW! ist eine tolle späte blue-note-platte, mit einer session mit orchester und einer mit gesangsensemble, durch cuscunas reissueproduktion schließlich auf einer cd vereint.

ich hatte immer mal lust, lands sachen systematisch zu hören – ich fürchte aber, dass ich dadurch noch deutlicher merke, dass ich mit seiner spielerpersönlichkeit nicht so recht warm werde.

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