Re: Avantgarde: Trompete

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gypsy-tail-wind
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Ja, du hast da wohl in allen Punkten recht… Cheek gehört auch für mich von diesen jungen Leuten zu hörenswertesten (Rosenwinkel etwas weniger, ist mir zu verkopft). Die „echten“ Young Lions kenn ich eigentlich kaum, hat mich so wenig interessiert. Einzig diese Trio-CD von Branford Marsalis („The Dark Keys“?) hab ich noch rumstehen und von ihm auch noch die Coltrane/Rollins etc Fathers-CD, die mir viel zu brav ist. Das ist alles äusserst kompetent, aber das mit der Spielfreude und den Reibungen ist in der Tat ein grosser Pluspunkt bei Reed!
Ich kann bei diesen jüngeren Leuten eigentlich gar nicht genau sagen was mich stört, aber oft stört mich etwas am Gesamtbild der Musik, auch bei Leuten wie Cheek oder Turner oder Chris Potter, die ich doch recht gerne mag (und bei Dave Hollands Gruppen der letzten 15-20 Jahre eigentlich auch… er selbst kann zwar immer noch ganz toll spielen und seine Band fast Mingus-ähnlich vom Bass aus dirigieren, aber als ganzes find ich das oft so flach wie den grössten Teil der Musik, der in Downbeat hochgejubelt wurde in den Jahren, als ich es ab und zu kaufte, so ca. 99-05 oder so).

Dass die Spielfreude ein Unterschied ist, vielleicht der zentrale, das kann ich mir gut vorstellen. Die unterkühlte Spielfreude, die diese jüngeren Leute an den Tag legen ist ja nicht die blaue Gasflamme wie bei Miles, die eigentlich am heissesten brennt, sondern irgendwie eine sublimierte Virtuosität oder sowas, die das Biest nicht rauslassen will/kann/darf.

Also wenn ich so drüber nachdenke baue ich meine verbleibenden Widerstände gegen Reed schon ziemlich ab :-)

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