Re: Avantgarde: Trompete

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redbeansandrice

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gypsy tail windJa, klar gibt’s Unterschiede – aber ich denke der Unterschied liegt darin, dass in den 70ern Leute wie Blakey die Flamme am Brennen gehalten haben und dann in den 80ern mit den „Young Lions“ und der Akademisierung zunehmend komplexere Musik gespielt wurde, was auf die Rhythmik von vielen Jazz-Aufnahmen einen Einfluss gehabt hat (leider?) und dass man all dem eben irgendwie wenn man heute zeitgemässen Mainstream spielt (dass Reed mit dieser Band Mainstream macht, darauf können wir uns schon einigen, oder?) nicht entgehen kann (soll?). Aber dass das was stilistisch anderes ist, das höre ich nicht. Ich höre eher, um ein paar Beispiele zu geben, dass Reed eben Griffin/Jenkins/Simmons/Philly Joe (der war ja nicht aus Chicago…) quasi durch den ganzen 80er/90er Jazz hindurch spielt (also Sachen wie Mark Turner, Brad Mehldau, Kurt Rosenwinkel, Chris Cheek, etc etc – um nicht die Marsupilamis zu nennen :-)). Das find ich wie gesagt kein negativer Kritikpunkt – überhaupt nicht! Aber so sehe ich das, was er sagt, wenn er von gegenwärtigem Einfluss auf diese 50er Stücke/Spielweise spricht.

hmmm, ja Mainstream Jazz können wir uns sofort drauf einigen… die Herren, die du da nennst, hätt ich jetzt eher als die Phase nach der Young Lions Bewegung gesehen (die treten zB nicht in Anzügen auf, oder…?) und – grad nochmal nachgeprüft, die kann man sich schon anhören, (Cheek, Rosenwinkel), vor allem Rosenwinkel hab ich echt ganz gerne, das sind schon so etwa die besten Musiker aus dieser Richtung… und ja, es kann schon sein, dass Haldeman und Ward, Reeds Saxophonisten, ganz ganz vage in diese Schule gehören… aber ich kann mir nicht helfen, dieser Rosenwinkeljazz ist mir tendentiell zu slick und introspektiv – und davon ist PPT schon ein gutes Stück entfernt, da dürfen die Saxophone auch eher mal kollidieren, Spielfreude wird viel offener zur Schau gestellt, klar, die vorherrschende Klangfarbe ist ähnlich gedeckt, aber ich glaub, das haben sie gleichermaßen von Rosenwinkel wie von jemandem wie Strozier… anders gesagt: es mag da Parallelen geben, vielleicht würd man sich zum Beispiel wünschen, dass die Saxophonisten mehr mit ihrem Sound arbeiten würden, klassiches Chicagoer Merkmal siehe Von Freeman oder Gene Ammons… kein Zufall das grad diese beiden Überväter des Chicagoer Jazz von Reed nicht erwähnt werden (?), aber trotzdem find ich die PPT Alben sehr viel lebendiger als Turner, Rosenwinkel oder Mehldau, zum Beispiel, wie die Saxophone ständig duellieren/duettieren… das scheint mir schon über die YOung Lions Sache hinauszugehen (so schlecht ich die kenne…)

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