Re: Northern Soul

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sonic-juice
Moderator

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tops
Gab es hierzulande nie. Oder immer nur mit Zeitverzögerung, als nachempfundener Tribalismus. Allenfalls schaute man sich kursorisch das Angebot an importierten Jugendkulturen an, machte in jungen Jahren ein bißchen mit (Du wirklich nie, SJ?), gab sich damit ein wenig aufmüpfig, hörte schließlich dann aber doch dieselbe Musik wie Eltern und Lehrer (jedenfalls nach 1966, davor war Outsidertum gefährlich) und sah auch nicht viel anders aus (really, SJ?).

Ich wirklich nie. Als pflegeleichter Sohn aus gutbürglichem Hause hatte ich auch nie ernsthaften Anlass zur Revolte gegen das System oder gar die Eltern. Die Anziehungskraft der im Umfeld meiner teenage years real existierenden Jugendbewegungen war auch recht gering, die Auswahl sehr beschränkt. Acid House wurde im Popperclub gespielt, Skater hörten Hip Hop und Techno und hatten das Haschverkaufs-Monopol auf dem Schulhof, eine Handvoll Neo-Hippies verbrachte den Tag vornehmlich mit politischem Schwadronieren im Sozialkundeunterricht, bis man dann abends in der Alternativdisco zu Bob Marley und 70s-Gedudel seine Joints rauchen und ausdruckstanzen konnte, dann gab es noch zwei „Waver“ mit hochgeföhnten Frisuren, wallenden Schwarzhemden und Schnabelschuhen, die sich in ihrer Band an Depeche Mode- und Sisters-Covers abarbeiteten, zu guter Letzt noch einige nette Kumpeltypen aus dem Heavy-/Punk-/Hardcore-Biotop (Details entnehme man „Dorfpunks“ von Rocko Schamoni). Insbesondere mit letzteren sympathisierte ich nicht nur musikalisch, tauschte Platten und Tapes, machte auch die übliche Entwicklung hin zu immer extremeren, radikaleren musikalischen Ausdrucksformen von Maiden bis Napalm Death mit, ohne dafür aber meine Madonna-LP zu verdammen. Integrierter Teil dieser Szene war ich allerdings nicht und meine Outfit-Annäherung beschränkte sich auf den Kauf einer Motorradjacke mit Motörhead-Pin und diverser Band-Shirts. Das reichte in Kassel immerhin schon, um auf dem Saxon-Konzert Freibiere von Unbekannten zu bekommen.

Neidisch werde ich schon, wenn ich in die Fotoalben einiger Freunde schaue, die sich bereits mit 12 in aller Konsequenz dem Mod-Style verschrieben haben und nun seit 25 Jahren im tadellosen Fred Perry & Co..Outfit in die Kamera grinsen, kein einziges Fremdschämbild dabei. Lässt sich natürlich auch als Zeugnis von Stagnation und Leerlauf lesen, insofern bin ich ganz froh, dass meine musikalische Entwicklung von vielen Um- und Holzwegen zeugt.

In welcher importierten Jugendkultur hast Du denn ein bisschen mitgemacht?

tops
Und besagte Staton-45 bekommt man zweitens als Counterfeit interessanterweise sogar in der Singles-Abteilung von HMV in der Oxford Street, neben etlichen anderen Northern-Soul-Preziosen, zum Preis von drei bis vier Pfund.

Für den Erwerb einer Single für 1000 $ habe ich ja Verständnis, aber das ist doch reine Geldverschwendung, don’t you think? Dann möge man sich lieber gleich einen wohlkompilierten Northern Soul-Sampler oder legale 7″-Reissues für ein paar Pfund mehr kaufen, da stammen die Lizenz-Aufnahmen wenigstens im Rahmen des Möglichen von den Master Tapes.

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