Re: Krimis – Empfehlungen und Warnungen

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nerea87

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John D. MacDonald

Seine Travis McGhee Reihe umfasst 21 Krimis, die fast alle vom Feinsten sind. Spannende Geschichten, sich entwickelnde Hauptfiguren (v.a. Travis und sein Freund Meyer), furchterregende Bösewichte, Einblicke in das Leben in Amerika um die Jahre 1965 bis 1975. Schrifstellerisch ganz ausgezeichnet, ich kenne kaum einen Krimiautoren, der so in der Lage ist, in den Dialogen Handlung voranzutreiben. Dadurch wirken die Bücher sehr lebensecht und die Figuren überzeugend. Dazu gelingen MacDonald ausgezeichnete Stimmungsbilder, und humorvoll ist es an vielen Stellen auch.

Bewundersnwert ist, dass MacDonald es schafft, die Handlungen in den gesellschaftlichen Kontext zu stellen, ohne dass dies bemüht wirkt. Oft siedelt er dies in Dialogen an, die dann zu echten Perlen geraten.

Da seine Beschreibungen so lebensecht herüberkommen, ist die Spannung manchmal kaum erträglich, manche Auseinandersetzung mit den Bösewichten fürchtet man geradezu herbei. Gewalttaten wirken so gewalttätig und unerträglich, wie sie wohl wirklich sind, ohne dass MacDonald sich darin wälzen würde, er arbeitet eher mit der Angst vor der Gewalt. Aber wenn’s dann zur Sache geht, dann geht’s zur Sache.

Bei den 21 Travis McGhee gibt es leichte Niveauschwankungen, aber es lohnt sich sehr, alle in der Reihenfolge zu lesen. Die anderen Bücher, und MacDonald hat so etwa 70 Romane geschrieben, sind großenteils vergriffen, ledigliche eine Handvoll habe ich zu vernünftigen Preisen bekommen können.

Bekannt ist die Verfilmung seines Buches The Executioners (später unter dem Filmtitel Cape Fear veröffentlicht). Das wurde zweimal prominent verfilmt, die neuere Fassung von Scorsese mit Robert deNiro dürften einige kennen.

Problem ist, dass es nur wenige gute Übersetzungen ins Deutsche gibt (eigentlich taugen nur die Rotbuch-Ausgaben was, aber da gibt es nur die Bände 1, 2 und 4 der Travis McGhee-Reihe). Die englischen Originale sind also ein Muss, dank des Dollar-Kurses sind diese preisgünstig zu haben.

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...falling faintly through the universe...