Re: Krimis – Empfehlungen und Warnungen

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latho
No pretty face

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Hat and beardDieser Thread ist schon lang überfällig. Danke für die Eröffnung, MarBeck.

Ich nehme mal ein trauriges Ereignis zum Anlass, wiederholt kurz auf James Crumley (1939-2008) hinzuweisen:
In 40 Jahren 8 Romane sowie eine Handvoll Stories. Der erste Roman spielt in Vietnam, ich habe ihn noch nicht gelesen. Die folgenden sind Crime Fiction, und die mir bekannten („The Wrong Case“, „The Last Good Kiss“, „Dancing Bear“) sind absolut großartig, in den besten Momenten so gut wie Chandler at his best. Lesen!

PS: latho, wie hat Dir „The Last Good Kiss“ gefallen? In meinen Augen ein absolutes Meisterwerk.

Sehr. Crumleys schreibt unheimlich sicher, vermischt dabei hard-boiled mit hmm, Americana (die Beschreibung der Fahrten durch die westlichen Rockies) und Hunter S. Thompson (die Sauftouren mit Trehearne). Allein der Anfang:

“When I finally caught up with Abraham Trahearne, he was drinking beer with an alcoholic bulldog named Fireball Roberts in a ramshackle joint just outside of Sonora, California, drinking the heart right out of a fine spring afternoon.”

Auch die Story mit dem Mädchen, dass im San Francisco der 60er verschwand, fand ich spannend. Das war definitiv nicht das letzte Buch von Crumley, dass ich gelesen habe.

Ebenfalls empfehlen kann ich (Hats ursprünglichen Tip): Allan Guthrie – Kiss Her Goodbye. Spielt in Edinburgh und handelt von einem Schläger im Dienst eines Kredithais, der den Tod seiner Tochter rächen will. Bis auf ein zwei Kleinigkeiten sehr lesbar und spannend.

Wenn Pelecanos erwähnt wurde, sollte man seinen The-Wire-Partner Dennis Lehane nicht außen vor lassen. Lehane hat es mit Schuld und Sühne (Mystic River), aber hat zumindest teilweise einen tollen Stil. Handlungstechnisch bricht er mir zu oft in das Thriller-Genre ein (was dem einen oder anderem hier ja durchaus gefallen könnte), geschrieben sind seine Bücher immer gut. Shutter Island fand ich etwas zu konventionell, die Kenzie/Gennaro-Krimis sind aber gar nicht schlecht bis sehr gut:

A Drink Before the War (1994) * * * 1/2
Darkness, Take My Hand (1996) * * 1/2
Sacred (1997) * * *
Gone, Baby, Gone (1998) * * * * 1/2
Prayers for Rain (1999) * * *

Ansonsten haben wir das Original des „neuen Wilden“ vergessen: chief maniac James Ellroy. Ich finde, seine Bücher haben in letzter Zeit nachgelassen, The Black Dahlia, ein Meisterwerk an düsterem hard-boiled, Höllenfahrt und geradezu manischen Obsessionen ist immer zu empfehlen.

Edit: zu Black Dahlia – ich meine, mal eine Ullstein-Ausgabe in der Hand gehabt zu haben, in der einige (der heftigeren) Passagen fehlten. Von daher sei das englische Original empfohlen.

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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.