Warum hat der schwarze Rock´n´Roll aufgehört oder ist das überhaupt so?

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  • #60989  | PERMALINK

    whole-lotta-pete

    Registriert seit: 19.05.2003

    Beiträge: 17,435

    Wahrscheinlich wurde der Begriff „Rock´n´Roll“ 1951 von DJ Allan Freed geprägt. Tat er es, um seine weiße Hörerschaft nicht zu verprellen, da er „anrüchigen“ Rhythm & Blues auflegte? Wie auch immer, bevor und kurz nachdem Elvis Presley und Bill Haley die Brücke zwischen vielen Stilen schlugen und einem sehr breiten Publikum schmackhaft machen konnten, waren die Pioniere des „Rock“ schwarz. Ich nenne Ike Turner, Rufus Thomas, Ray Charles, Fats Domino, Little Richard, Bo Diddley und viele mehr, die zumindest große Schnittmengen in ihrer Musik mit „Rock´n´Roll“ hatten. Und dieser war doch auch eigentlich insgesamt eine Schnittmenge. Einige von ihnen hatten auch später noch Erfolg mit rockigen Songs oder waren wie der große Chuck Berry gar Inbegriff des frühen Rock. Etliche waren ferner auf ihre eigene Weise Wegbereiter, vielleicht kann ich hier Etta James, Howlin´ Wolf und weitere Künstler nennen, die man eher bei Soul und Blues verorten würde.

    Der Weg des Rock´n´Roll, so wenig genau der Begriff auch heute sein mag, ist schon oft erörtert und erforscht worden. Was mich interessiert – wie kommt es, dass „Rock“ heute nicht mehr als Musik wahrzunehmen ist, die auch und umfassend von schwarzen Künstlern betrieben wird? Wie aus gesellschaftlichen und letztlich kommerziellen Gründen in den 50er und 60er Jahren schwarze Musiker ihren Rock´n´Roll, man könnte sagen „an weiße Interpreten“ abgeben mussten oder abgegeben haben, ist ja auch schon häufig wiedergegeben und hinterfragt worden. Pat Boone aber auch Elvis sind für ihren Erfolg mit Songs schwarzer Rocker genauso bekannt geworden, wie später deren nicht vorhandene oder lausige Tantiemen für diese Grundsteine.

    Jedoch ist meine Basis für diesen Diskussionsanstoß nicht die Frage, wie die Schwarzen aus dem Rock´n´Roll gedrängt wurden oder dieser in etlichen Beispielen von weißen Künstlern übernommen und entwickelt wurde. Viel mehr interessiert mich, wieso heute (und das seit Jahrzehnten) kaum schwarze Musiker im Rock, Rock´n´Roll, Punkrock, Hard Rock, Metal usw. aktiv sind. Limitieren sich viele farbige Künstler im Musikbereich selbst auf die abgesteckten Territorien wie Modern R&B, Soul, Hip Hop, Reggae? Wenn ja, warum? Heute spielen z.B. weiße Musiker alle vorstellbaren Formen von Sounds, da gibt es keine Grenzen. Weißer Hip Hop? Alter Hut. Weißer Jazz? Klar. Blues? Wieso nicht.

    Aber wenn ich so da sitze und Fats Domino oder Chuck Berry höre, da frage ich mich doch oft – Jungs, wo seid ihr Schwarzen im Rock geblieben? Ich hoffe, mein Anliegen kommt rüber. Schreibt alles, was euch dazu bewegt oder was ihr vermutet. Vielleicht sogar wisst?

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    #7042157  | PERMALINK

    blitzkrieg-bettina

    Registriert seit: 27.01.2009

    Beiträge: 11,779

    Ich vermute dass den Schwarzen es suspekt war, dass ihre Kultur von Weissen usurpiert wurde, sie mussten immer was neues erfinden, wass noch nicht „eingeweisst“ wurde, als die Weißen den Blues für sich entdeckten, kam der Soul, als auch dieser im Mainstream ankam gab es Rap undsoweiter……

    Nur mal sone Überlegung von mir.

    --

    Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.
    #7042159  | PERMALINK

    reino

    Registriert seit: 20.06.2008

    Beiträge: 5,700

    Eine ähnliche Entwiklung gab’s ja auch beim Jazz, dort allerdings mündete die Flucht vor der Vereinnahmung durch die Weißen in immer atonalere Musik (die ja eigentlich – in der E-Musik – eine „weiße“ Erfindung war).

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    #7042161  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,234

    Die Flucht-Theorie halte ich für Mumpitz. Soul und Hiphop reflektieren kulturelle Traditionen und soziale Realitäten des schwarzen Amerika. Es hat in der schwarzen Musik immer wieder Flirts mit weißem Rock gegeben und die weiße Rockgitarre wurde sogar durch einen Schwarzen maßgeblich definiert (Hendrix). Nun ist der weiße Rock aber auch schlicht eine Fehlentwicklung, warum sollte man sich davon allzuviel annehmen? Die Musik, die erstmals und nachhaltig musikalische Farbengrenzen vermischte, entstand seit den 80er Jahre auf dem Dancefloor – House, Techno und alle anderen Spielarten elektronischer Tanzmusik. Das ist keine „weiße“ oder „schwarze“ Musik mehr.

    --

    #7042163  | PERMALINK

    knuffelchen

    Registriert seit: 14.06.2006

    Beiträge: 13,199

    Herr Rossi House, Techno und alle anderen Spielarten elektronischer Tanzmusik. Das ist keine „weiße“ oder „schwarze“ Musik mehr.

    OT: Stimmt…. für mich ist es gar keine. Musik meine ich.

    Gibt es wirklich so wenig schwarze Musiker die in Rockbands spielen? Oder sind die hierzulande nur einfach nicht so bekannt? Welchem Musikstil sind Künstler wie Tina Turner, die Stones…. zuzuordnen? Auch bei der E-Streetband gibt es einen schwarzen Bläser. Oder geht es Dir hier um Bands die nur aus farbigen Musikern bestehen? Was ist mit Mothers Finest, machen die noch Musik? Oder ist das auch kein Rock in dem von Dir gemeinten Sinn?

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    #7042165  | PERMALINK

    genosse-schulz

    Registriert seit: 06.01.2009

    Beiträge: 5,321

    Echt `ne gute Frage, Pete. Hat mich auch schon immer gewundert. BB`s Erklärungsversuch ist schon ziemlich überzeugend, aber wohl nicht der einzige Grund für den „Rückzug“ schwarzer Musiker aus dem US-Rock-Biz.

    Die afroamerikanischen Rocker der 50-er waren, im Gegensatz zu den schwarzen Musikern die weiterhin ihr Jazz, Gospel, Blues und Soul Ding durchgezogen haben, wohl doch nur eine kleine Minderheit.

    Diese rockige Minderheit innerhalb der schwarzen US-Gesellschaft blieb bis heute eigentlich so bestehen. Zum Beispiel in den 60-ern Jimi Hendrix gegenüber den Soul-Künstlern, in den 80-ern die Bad Brains gegenüber den Hip-Hop-Musikern.

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    I hunt alone
    #7042167  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,234

    KnuffelchenOT: Stimmt…. für mich ist es gar keine. Musik meine ich.

    Tja, und Musiker mit der Einstellung spielen halt nur noch für alte weiße Leute.;-)

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    #7042169  | PERMALINK

    knuffelchen

    Registriert seit: 14.06.2006

    Beiträge: 13,199

    Herr RossiTja, und Musiker mit der Einstellung spielen halt nur noch für alte weiße Leute.;-)

    Wie meinst Du das genau? Die mit der Einstellung: umpf-umpf-umpf- ist keine Musik? Ich bin alt – und weiß – und ich will Gitarren…:lol:

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    #7042171  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Whole Lotta PeteWahrscheinlich wurde der Begriff „Rock´n´Roll“ 1951 von DJ Allan Freed geprägt. Tat er es, um seine weiße Hörerschaft nicht zu verprellen, da er „anrüchigen“ Rhythm & Blues auflegte? Wie auch immer, bevor und kurz nachdem Elvis Presley und Bill Haley die Brücke zwischen vielen Stilen schlugen und einem sehr breiten Publikum schmackhaft machen konnten, waren die Pioniere des „Rock“ schwarz. Ich nenne Ike Turner, Rufus Thomas, Ray Charles, Fats Domino, Little Richard, Bo Diddley und viele mehr, die zumindest große Schnittmengen in ihrer Musik mit „Rock´n´Roll“ hatten. Und dieser war doch auch eigentlich insgesamt eine Schnittmenge. Einige von ihnen hatten auch später noch Erfolg mit rockigen Songs oder waren wie der große Chuck Berry gar Inbegriff des frühen Rock. Etliche waren ferner auf ihre eigene Weise Wegbereiter, vielleicht kann ich hier Etta James, Howlin´ Wolf und weitere Künstler nennen, die man eher bei Soul und Blues verorten würde.

    Kommst du auf deine Frage aufgrund dieses neuen Trikont-Samplers, den ich irgendwo mit lauter Fehlinfos annonciert sah?
    Was hat z. B. Bo Diddley (der war später) in der Aufzählung verloren, was Rufus Thomas (erfolgreich war er viel später, auch wenn er für Sun vor Elvis einen kleinen Hit hatte), was Ray Charles, der nun wahrlich nicht zum R’n R zu zählen ist.
    Im Weiteren ersetzt du übergangslos den Begriff Rock’n Roll durch Rock, was m.E. etwas völlig anderes ist und so nicht angehen kann. Dass kaum ein Schwarzer sich ernsthaft z.B. im Metal-Bereich hervorgetan hat, spricht ja nun wahrlich nicht gegen die Schwarzen.
    Den frühen 50’s Rock’n Roll haben die Schwarzen stark mitgeprägt, wurden halt nur nicht so erfolgreich wie die Weißen, aus einleuchtenden Gründen.
    Der Begriff Rock’n Roll ist ohnehin mehr als Sammelbegriff für die Musik einer kurzen bestimmten Zeitepoche zu sehen, worunter Rockabilly, Doo Wop, R&B und einiges mehr zu subsummieren sind. Gerade bei den Doo Wop-Gruppen waren die Schwarzen stark vertreten, im R&B und Soul dann maßgebend.

    Ich verstehe also dein Anliegen bzw. die Frage nicht ganz. Klar, waren die Schwarzen nicht die großen Stars, wie auch in einer Gesellschaft, in der sie in der zweiten oder dritten Reihe standen. Dass sie es aber dennoch werden konnten, zeigen gerade die Musik und der Sport.
    Und dass sie nicht auf jeden Wagen des weißen Popmainstreams aufgesprungen sind, kann man ihnen zum einen wirklich nicht verübeln und zum anderen darf man diesen Umstand doch auch ruhig einem andersartigen musikalischen Ausdruckswillen zuschreiben. Daran ist wahrlich nichts Schlechtes.

    --

    FAVOURITES
    #7042173  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,234

    @knuffelchen: Q.e.d. ;-) (Aber wer glaubt, elektronische Dancefloor-Musik der letzten 25 Jahre erschöpfe sich in „umpf-umpf-umpf“ zeigt, dass er sich noch nie damit auch nur ansatzweise befasst hat. Aber darum geht es hier nicht.)

    --

    #7042175  | PERMALINK

    knuffelchen

    Registriert seit: 14.06.2006

    Beiträge: 13,199

    Herr Rossi@Knuffelchen: Q.e.d. ;-) (Aber wer glaubt, elektronische Dancefloor-Musik der letzten 25 Jahre erschöpfe sich in „umpf-umpf-umpf“ zeigt, dass er sich noch nie damit auch nur ansatzweise befasst hat. Aber darum geht es hier nicht.)

    Ich habe mich damit gar nicht beschäftigt, denn es hat mir schon vor über 20 Jahren alle Haare aufgestellt und mir Unwohlsein bereitet. Muss dann nicht sein, find ich. Es gibt soviel gute Musik, es muss nicht wirklich House und Dance sein.

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    #7042177  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
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    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,234

    @knuffelchen: Ist ja okay, musst Du auch nicht, dann aber bitte keine Stammtischsprüche (sorry, genau das ist es) wie „das ist keine Musik“. Wenn ich über Rock lästere, dann weiß ich recht genau, worüber, weil ich eine Menge kenne und auch differenzieren kann.

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    #7042179  | PERMALINK

    knuffelchen

    Registriert seit: 14.06.2006

    Beiträge: 13,199

    KnuffelchenOT: Stimmt…. für mich ist es gar keine. Musik meine ich.

    Herr Rossi@Knuffelchen: Ist ja okay, musst Du auch nicht, dann aber bitte keine Stammtischsprüche (sorry, genau das ist es)

    Was hat das mit Stammtischspruch zu tun, wenn ich schreibe: für mich ist es keine Musik. Musik trägt mich, berührt mich, füllt mich aus, macht mich glücklich. Diese Geräusche (Techno-House -ganz wertfrei) erfüllen die Kriterien für mich nicht – ich bekomme Beklemmungen und Herzrasen. „Pop“ nach meiner Definition (wie die Französinnen gestern z.B.) ist zwar nicht meine Musik, aber es ist Musik in meinen Ohren.

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    #7042181  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
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    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,234

    Sorry, Musik ist Musik, ob man sie kennt, schätzt, versteht, respektiert oder nicht. Musik als Nicht-Musik oder Un-Musik zu bezeichnen, ist Unfug.

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    #7042183  | PERMALINK

    genosse-schulz

    Registriert seit: 06.01.2009

    Beiträge: 5,321

    Herr RossiSorry, Musik ist Musik, ob man sie kennt, schätzt, versteht, respektiert oder nicht. Musik als Nicht-Musik oder Un-Musik zu bezeichnen, ist Unfug.

    Soso. Und was hat das jetzt mit schwarzem Rock`n`Roll zu tun? ;-)

    --

    I hunt alone
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