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DER.OptimismusGanz hervoragend Clara, ein sehr guter Beitrag.
Möchte aber darauf verweisen, das Nietzsche ja zunächst ein grosser Verehrer von Wagner war und mit diesem eine sehr enge Freundschaft pflegte.
(…)
Das Nietzsche Brahms hier mit hinein zog, war mir bisher nicht bekannt.
Als Brahms Verehrer sicher nicht nachvollziehbar, aber da müsste man genau wissen, welche Rolle hierbei Brahms spielte.
Nietzsches Bemerkung zu Brahms war als klares Pro-Wagner-Anti-Brahms-Statement gemeint, also geäußert zu der Zeit als Nietzsche sich noch zu den Wagnerianern zählte. Sein späteres Zerwürfnis mit Wagner ist hier unerheblich. Für Nietzsche war die Musik der Romantik, zumal deren konservative Seite, als Epoche nicht wichtig genug, um sich längerfristig durchzusetzen. Für ihn war sie Musik zweiter Klasse.
Der ganze Popanz der um Brahms gemacht wurde, bzw. der Erfolg den Brahms hatte, (er war ja nicht der einzige, der von Nietzsche abgekanzelt wurde, Mendelssohn war z.B. ein bloser „schöner [aber unwichtiger] Zwischenfall“) rührte seiner Meinung nach eben nur daher, dass die Seite, die Brahms seiner Meinung nach vertrat, zwingend irgendjemanden brauchten den sie Wagner oder Liszt oder den „Neudeutschen“ allgemein entgegensetzen konnten.
Brahms war eben das archetypische Bild des konservativen Biedermeiers im Gegensatz zu den Kosmopoliten und Fortschrittlichen Wagner/Liszt und musste wohl deshalb herhalten.
Es gibt ja heute noch „Kontroversen“ ob dieses Bild berechtigt sei, und Arnold Schönberg schrieb daraufhin seinen Aufsatz „Brahms, der Progressive“, um ihn davon zu befreien, was ja ganz nett ist, aber ich vertrete die These, dass es bei Brahms vollkommen unwichtig ist, ob er konservativ ist oder nicht. Hier kommt es klar auf etwas anderes an.
Auf jeden Fall danke dir, Optimismus :bier:
P.S. Hier gibt’s die volle Abhandlung dazu
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