Startseite › Foren › Das Konzert-Forum: Wann, wer und wie › Und so war es dann › Porcupine Tree – Berlin, Columbia Club, 5.7.2007
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Wie lange sollten Vorbands spielen dürfen? Ich finde, beinahe 50 Minuten sind zu lang. Zumal, wenn die Vorband Pure Reason Revolution heißt, ich sie schon bei Blackfield mit dem gleichen Set sehen musste und sie mir nicht gefällt. Bis auf, sagen wir, 1 ½ Songs, fragt mich nicht, wie die heißen – die mit ner Melodie eben. Wäre es übrigens nicht lustig, dieser Band – statt zu buhen – einfach eine Deluxe-Ausgabe der „Kritik der reinen Vernunft“ auf die Bühne zu schmeißen? Und hinterherzuschreien: „Prog ist der Ausweg der Popmusik aus ihrer selbstverschuldeten Eintönigkeit“?
Aber egal: der junge Herr mit der Mathematikstudentenbrille und seine Kapelle kamen schließlich auch noch, viertel nach zehn, um genau zu sein. Wie bei den anderen Konzerten dieser Tour wurde „Fear of a Blank Planet“ komplett gespielt, allerdings war ich (im Gegensatz zu den vielen kursierenden Lobreden auf die Liveperformance des neuen Materials) gerade davon am wenigsten angetan. Anfangs war der Sound noch etwas matschig, ein konturloses Klangkaugummie, sozusagen, eher laut als energisch. Bei den Refrains von „My Ashes“ und „Way Out of Here“ sang John Wesley die Leadvocals, einigermaßen sauber zwar, aber eben nicht so schön melancholisch wie Wilson selbst. Die Gänsehaut beim ersteren Song konnte das trotzdem nicht unterbinden. Das Herzstück des Albums, „Anesthetize“, funktionierte für mich eigentlich auch nur im härteren zweiten Teil, da aber so richtig: Nach einem etwas breiigen Wesley-Solo, das mit der Lifeson-Variante der Platte nicht mithalten konnte, gingen die Prügelpassagen ordentlich in den Nacken. Wie schon an anderer Stelle angesprochen, wirkte durch die schiere Gewalt dieser Mittelpassage der dritte Teil wie eine äußerst ungemütliche Vollbremsung, zumal sich die kanonartigen Vokalharmonien mit zwei Stimmen nur unzureichend wiedergeben lassen. Überraschenderweise hat für mich das Stück, das ich auf Platte am wenigsten mag, auf der Bühne am besten funktioniert: „Sleep Together“ kommt äußerst dunkel und kraftvoll rüber; im Refrain wird Wilsons Stimme durch einen bestialischen Verzerrer gejagt, der sie gleichermaßen aggressiv wie verzweifelt klingen lässt. Der harte Abbruch des Songs, der ohne Harrisons nachgeschobenen Break auskommen muss, lässt die Band in einem blutroten Licht stehen, ein unheimliches, aber treffendes Schlusstableau, bevor die Zugabe beginnen kann.
Dort, aber auch zuweilen im Hauptset, gab es einige Schmankerl aus der Bandgeschichte zu erleben, die in meinen Ohren die echten Highlights des Abends bildeten. „Blackest Eyes“ z.B. hör’ ich auch zum tausendsten Mal gern; und bei „Even Less“, das ich live bisher nicht hören durfte, musste ich vor Wonne gar ein wenig kieksen. Eigentlich waren es aber noch eher die unüblichen Verdächtigen – also Songs, die ich daheim gern mal mit halbem Ohr vorbeiziehen lasse –, die sich auf der Bühne als Höchstgenüsse herausstellten, v.a. „Mellotron Scratch“, das ätherische „Half Light“ und „Drown With Me“, das Steven mit einer ellenlangen Einleitung bedachte – man wolle auf jeder Tour das ein oder andere unterrepräsentierte Stück einbauen, um es für Band und Fans frisch zu halten, so auch diesmal, es sei ein Stück, das man ursprünglich für In Absentia geschrieben habe, aber aber, etc. pp. – bis aus dem Publikum endlich der erlösende Schrei „Drown With Me!“ scholl. Wilson, der sich das lockere Labern offensichtlich bei Kollege Akerfeldt abgeschaut hat, antwortete grinsend: „Thank you, smart arse! Someone’s been on the internet, huh?“
Die Frage leite ich postwendend an die Leser dieser Zeilen weiter.Hier noch die (hoffentlich halbwegs korrekte) Setlist:
FoaBP
Lightbulb Sun
My Ashes
Anesthetize
Open Car
Mellotron Scratch
Blackest Eyes
Sentimental
Drown With Me
Half Light
Sever
Way Out of Here
Sleep TogetherEven Less
Mother and Child Divided
Halo--
Highlights von Rolling-Stone.deWerbungIrks, warum spielen sie bloß auf allen Deutschland-Gigs Half Light? Na, immerhin habt ihr Even Less bekommen!
Ich stimme dir zu, dass der dritte Part von Asneezethize (hatschi) live ein bisschen „drangekletscht“ wirkt und man so richtig merkt, wie wenig organisch er sich aus dem zweiten Teil entwickelt.
Ich bin allerdings nicht deiner Meinung, dass die Liveperformance der FoaBP-Stücke generell hinter der Plattenversion zurückbleibt. Pink Nice meinte im FoaBP-Thread, die Platte würde „nicht richtig schieben“ und diesem Mangel wird meiner Ansicht nach live abgeholfen. Offengestanden finde ich, dass du ein sehr schwer zu begeisternder Mensch sein musst, wenn dir die Platte besser gefällt als die Liveperformance!!!!
Außerdem muss ich sagen, dass ich im Gegensatz zu dir Herrn Wilsons Ansprachen sehr lustig und unterhaltsam fand. Vielleicht waren sie in Berlin ein bisschen anders, aber dass ein „erlösender“ Zwischenruf aus dem Publikum kam???? So viel redet Steven doch normalerweise nun auch wieder nicht …
Having said that … meine Hightlights waren zusammen mit Sever auch Drown With Me und Blackest Eyes.
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C'mon Granddad!ursa minorIch bin allerdings nicht deiner Meinung, dass die Liveperformance der FoaBP-Stücke generell hinter der Plattenversion zurückbleibt. Pink Nice meinte im FoaBP-Thread, die Platte würde „nicht richtig schieben“ und diesem Mangel wird meiner Ansicht nach live abgeholfen.
Was die Songs an Brachialität gewinnen, verlieren sie m.E. an Ausgetüfteltheit, die ich nach längerem Hören der Platte sehr lieb gewonnen habe. „Sentimental“ wirkte z.B. abgespeckt, es gab während des „Trains“-Riffs kein Solo, weil Steven am Keyboard stand. Andererseits ging z.B. „Way Out of Here“ weitaus geiler nach vorn als auf der Platte, da hab ich den Frippertronics keine Träne nachgeweint. Ergo: ich bin von den Live-Versionen nicht generell abgeturnt, nur eher zwiegespalten.
ursa minorAußerdem muss ich sagen, dass ich im Gegensatz zu dir Herrn Wilsons Ansprachen sehr lustig und unterhaltsam fand.
Oh, das muss falsch rüber gekommen sein: ich fand das Gequatsche auch sehr nett; besser als seine relative Wortkargheit beim Blackfield-Konzert.
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Schlagwörter: Porcupine Tree, Steven Wilson
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