Re: Richard Wagner

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coleporter

Registriert seit: 23.02.2007

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clasjazScheint mir auch so. Also danke für diese Bemühung, auch wenn Sie ganz und gar nicht aus dem Adorno-Haus stammt. Als Blähungen, pardon, sehe ich die modische Ablehnung von Adorno, ohne dass man ihn gelesen hätte. Seinen Stil kann man sehr rasch erfassen und auch schnell sehen, dass er, der Stil, aus dem Bemühen – sic: Blähung – resultiert, sich ständig zurückzunehmen. Er negiert sich nach Möglichkeit selbst. Ich habe keine Lust, das auszuführen, weil mir handfeste Diskussionen in diesem Klassikforum eher unerwünscht zu sein scheinen. Schade. Kesting ist meilenweit von Adorno entfernt, warum auch nicht. Die Hälfte des Adorno’schen Werks nimmt die Musik ein, das sollte man zur Kenntnis nehmen, bevor man ihn kritisiert – dies für die auf Deinen post Antwortenden, Bgigli. Adornos Stil ist so schwierig auch wieder nicht – er hat bloß das Reflexivpronomen immer hübsch an das flektierte Verb gestellt – hört sich komisch an, ist aber zu begreifen. Es gibt schlimmere Sprachübel. Die Einzigen, die tatsächlich wie Adorno geschrieben haben, stammen aus dem Kreis der Benjamin-Herausgeber, Tiedemann, Schweppenhäuser usw. Neuerdings, aber eher milde, Claus-Steffen Mahnkopf.

Nur ganz kurz zur Klärung: Ich liebe Adorno, aber wenn man nur seinen Stil nachzuahmen versucht, ohne seine Inhaltsschwere zu erreichen, wirkt das eben unter Umständen lächerlich. Da kommt schnell der Verdacht auf, man wolle Lapidares bedeutungsvoll klingen lassen…

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Es ist viel leichter in dem Werke eines großen Geistes die Fehler und Irrthümer nachzuweisen, als von dem Werthe desselben eine deutliche und vollständige Entwickelung zu geben. (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zürich 1988, S.531)