Re: Richard Wagner

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satiee

Registriert seit: 09.07.2006

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Mit den Opern R.Wagner’s tue ich mich unverändert unendlich schwer,und das vermutlich „forever“.Aber seine unzähligen orchestralen,rein instrumentalen Begleitwerke zu den Opern („Wagner ohne Worte“) galten angesichts ihrer für seine Zeit revolutionär-progressiven Polyphonie nicht nur dem Sinfoniker Gustav Mahler,sondern selbst dem „frühen“ Arnold Schönberg als die restlich tonal grösste Herausforderung, die klassische Harmonielehre polyphonisch auf den Schlußpunkt zu bringen.G.Mahler scheiterte in seinem Fragment der 10.Sinfonie daran ; sein kurzweiliger Schüler A.Schönberg kreierte daraus (seine) atonale 12-Ton-Musik.Der
Aspekt der vorgeworfenen „Schwülstigkeit“ entfällt gerade in diesem Kontext.

R.Wagner war insofern als realer Komponist betr. seiner Orchestrierungen durchaus ein Wegbereiter für das Folgewerk ausgerechnet der beiden,jüdisch
herstammenden Komponisten Mahler & Schönberg (dito wie Alban Berg und Anton von Webern). Ganz im Gegensatz zu dem zutiefst katholischen Anton Bruckner und dessen spätromantisch, nahezu devotverhaltener Sinfonik.

Interessant ist in diesem Thread-Zusammenhange übrigens auch Brigitte Hamann’s umfangreicher Wälzer „Winifried Wagner oder Hitler’s Bayreuth“:
fand Sie schlußendlich heraus,daß der noch unbekannte Postkartenmaler
namens A. Hitler zu Zeiten seiner „Wiener Jahre“ als Wagner-Fan sich ausgrechnet zu den sog. ‚Mahlerianern‘ bekannte, als G.Mahler (alias damaliger „Hofoperndirektor Wien“) gemeinsam mit Bühnenbildner Alfred Roller derart progressive Wagner-Opern zelebrierte,die dem Traditionshause Bayreuth damals ein „Dorn im Auge“ waren.
Historisches Fazit: es war nicht A.Hitler,der auf Bayreuth zuging !;es war Winifried Wagner, die auf ihn als „Wagnerianer“ nach dem gescheiterten
Putsch (1922) zuging, und dem deshalb im Knast ‚Landsberg‘ Inhaftierten
kostenlos Schreibmaschine und Schreibpapier zur Verfügung stellte,sodaß
er dort sein Pamflet MEIN KAMPF schreiben und vollenden konnte.

Bezeichnend ist auch,daß im Hause ‚Wagner-Bayreuth‘ noch bis in die 1980er
Jahre der subversive Code U.S.A. für >Unser Seliger Adolf< stand:roll: Selbst als ich 2006 letztmals in Bayreuth die sog. "Villa Wahnfried" durchging, muffte mir von Wänden und Schaukästen pro Etage ein unverändert nicht zurückgenommener Gloriolenbezug zur NS-Zeit des Hauses entgegen. Gewisse Skepsis gegenüber Barenboim's Bemühungen bleibt so gesehen durchaus angebracht. Meiner Zuneigung für das orchestrale Werk (bzw. auch der 'Wesendonklieder') tut dies keinen Abbruch.Keiner weniger als Richard Wagner konnte vom späteren Mißbrauch seines Werkes seitens seines Hauses durch Kooperation mit 'Massenverbrechen' wissen.Diese Aufarbeitung bleibt die >Wagner-Sippe< unverändert schuldig.

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