Re: Richard Wagner

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katharsis

Registriert seit: 05.11.2005

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Wagner war in der Tat ein Neuerer, nicht nur was die vollendete Einführung des Leitmotivs, die Konzeption der Wagnertuben, sondern vielmehr die gesamte Kompositionstechnik und epische Breite betrifft. Oper nach ihm war ohne Wagner nicht denkbar. Das findet sich v.a. in Opern jüdischer Komponisten wieder. Zemlinsky, Schreker, usw. Und natürlich bei nationaldeutschen Komponisten wie Schillings oder Pfitzner. Von daher ist sein Beitrag diesbezüglich nicht wegzudiskutieren.

Wagner wird gerne in einen Topf mit Bruckner, oder umgekehrt, geworfen. Das stimmt so nicht. Beide haben einen gänzlich anderen Hintergrund und drücken sich musikalisch auch anders aus. Die größten Ähnlichkeiten zeigen sich in der Wagner-Symphonie, aber trotzdem fehlt etwas elementares: Die Stimme. Gerade diese trägt doch oft dazu bei, dass Wagner schwülstigt ist. Prinzipiell habe ich keine Probleme mit Wagner, aber manchmal muss Oper nicht so lange sein um auf den Punkt zu kommen. „Meistersinger“ gefällt mir beispielsweise wenig. Insgesamt ist das Oper von Rang, aber es gibt schönere, zu Herzen gehendere. Auch von der musikalisch-thematischen Entwicklung her.
Tchaikovsky als Vertreter der national-russischen Schule taugt m.E. erst Recht nicht zu einem Vergleich. Gerade Opern wie „Eugen Onegin“ oder „Pique Dame“ haben doch einen ganz anderen Gestus? Wer einen unsentimentalen Tchaikovsky sucht, der sollte sich die Manfred-Symphonie anhören.

Und nicht nur Barenboim setzt sich ein, auch Zubin Mehta möchte gerne einmal Wagner in Jerusalem spielen. Nicht unproblematisch und vor allem Reflektion eines persönlichen Standpunktes. Kann man Musik vom Komponisten trennen? Gerade Wagner, der auch urtümlich Deutsches vertont hatte?

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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III