Re: Der DJ-Thread

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whole-lotta-pete

Registriert seit: 19.05.2003

Beiträge: 17,435

grizzdrumDas ist mir ein wenig zu undifferenziert, das was du Wald und Wiesen DJ’s nennst, solltest du respektvoll Dienstleister nennen. Denn 6- 8 Stunden auf einer Party auflegen,mit den verschiedenen Leuten und Geschmacksrichtungen und trotzdem die Hütte zu rocken ist allemal respektabel!
Wenn derjenige damit auch noch gutes Geld verdienen will, kommt er mit deiner Einstellung nicht weit.
Ich werde Sylvester nach einigen Jahren erstmals wieder auf einer Party,mit Eintritt und Buffet, auflegen. Wenn ich da nur das spiele was meinem Geschmack entspricht,
werde ich den Abend nicht überleben. Also werde ich wohldosiert meinen Kram einbauen und drumherum den Konsens hochleben lassen. Da ist dann eben auch mal Top 40 dabei.
Es gibt nur drei Regeln, nüchtern bleiben,kein Marius und keine Hosen. Und eins darfst du mir glauben, ich lasse mir das verdammt gut bezahlen.
Nix für ungut Pete, aber bisken Respekt für diese Kollegen wäre toll!!:sonne:

Hi Grizzdrum. Du scheinst dich getroffen zu fühlen und forderst Respekt. Gut, den habe ich. Ich kenne die Anstrengungen nämlich sehr gut, da ich auch oft 8 oder 9 Stunden am Stück auflege, meisens alleine. Da muss schon mal ein längerer Song her, wenn ich aufs Klo renne.

(nebenbei bemerkt: ein paar Top 5 Songs für Stand-alone-DJs um aufs Klo zu können und den Musikfluss nicht zu unterbrechen (ohne Berücksichtigung des Genre):
5. „When the saints go marchin in/Deep in the heart of texas“ – Fats Domino (sehr cool und irgendwas über 7:30 lang)
4. „Wheels of Confusion“ – Black Sabbath, um die 8:00
3. „Won´t get fooled again“ – The Who, müsste über 8:00 sein
2. „Endless Boogie“ – John Lee Hooker, fast 9:00
1. „Sex Machine“ – James Brown – natürlich die lange Live-Version)

Wo der Unterschied liegt zwischen DJs mit Herz und Stil und „Unterhaltungs-DJs“ versteh ich nicht so ganz. Ich will auch unterhalten, ich will den Leuten was bieten und ich will dass sie tanzen. Der inhaltliche Aspekt ist eine Frage der Ehre. Ich wollte nie so ein Alleinunterhaltertyp sein und will es auch nie werden. Du weißt schon, diese Typen auf Hochzeiten mit Keyboard und Songbook. Und um Himmels Willen, ich will dir das jetzt nicht unterstellen, dem sei gleich vorgebeugt. Trotzdem – ich lege nur auf, was mir persönlich gefällt. Das bekommt jeder der mich zum Auflegen haben will auch vorher ausgiebig gesagt und muss entscheiden. Dafür biete ich aber auch ein Riesenspektrum und garantiere für Action auf der Tanzfläche, quer von den 50s bis heute. Das einzig was mir an deiner Beschreibung wirklich quer im Hals stecken bleibt ist die Tatsache, dass ich niemals Top40 (oder ähnliches, spielt eigentlich jetzt keine genaue Rolle) auflegen würde, nur weil das irgendjemand verlangt. Solche Aufträge lege ich grundsätzlich ab, denn ich kann nichts authentisch präsentieren, was ich selbst nicht mag.

Natürlich gibt es DJs, die sowas machen. Ich hab nicht weniger Respekt für sie, aber ich gehe auch nicht gern zu solchen Veranstaltungen. Diese Kultur des Mainstreams (ältere oder neue Musik, egal) ist mir fremd. Ich reagiere allergisch auf Madonna, und wenn ich noch einmal öffentlich „Give it away now“ von den RHCP hören muss, laufe ich wahrscheinlich Amok. Seit dem Aufstieg dieser Band kamen unzählige Leute zum DJ und wollten immer nur dieses Lied hören – und es wurde immer und immer und immer und immer wieder gespielt. Solange, bis einem wirklich das Blut kochte. Monokultur tötet! Gäbe es mehr DJs, die den Leuten etwas musikalische Führung anbieten, würde vielleicht (betone vielleicht) ein klitzekleiner Teil der Musikkultur lebendiger. Wenn ich auf ner Weihnachtsfeier von der Arbeit auflege, was ich bisweilen tue, kommt halt auch sowas – „Spiel mal Black Betty“…“Spiel mal Smoke on the water“…aber da gehts auch weniger um Musik. Trotzdem würge ich ihnen stattdessen immer mein Programm rein, und selbst diese Kollegen von mir, denen Musikkultur ziemlich wurscht ist, kommen damit gut klar. Sie tanzen begeistert auf „Breakaway“, twisten bei „At the hop“ und hören bei „Sex Machine“ gar nicht mehr auf – während ich dann aufs Klo kann.

Konsens ist für mich sonst nicht gegeben, denn mir gefiele es sonst nicht. Ok, für meinen Chef hab ich dann trotzdem mal „Black Betty“ aufgelegt, war halt sein Wunsch. Für mich ist „Dienstleistung“ aber nur ein Teil von Auflegen, denn ich will kein Postbote sein, sondern auch eine Art Künstler. Und sogar Postboten mit Herz und Stil gibt es! Ok, hab jetzt etwas länger geschrieben. Liegt vielleicht daran, dass ich bei dem Thema schon etwas absonderlich bin. Habe auch schon viele Jobs abgelehnt. Bei einigen Clubs in der Stadt kommt wirklich der Besitzer zu dir und sagt „Spiel was anderes, es tanzen nicht genug Leute, das drückt dem Umsatz, die trinken sonst nichts!“. Sowas geb ich mir nicht.

Dafür bin ich auch immer relativ pleite und verdiene kaum was mit dem Auflegen (ist aber auch nicht mein Hauptberuf). Was jedoch deine Grundregeln angeht: Nüchtern bleiben auf keinen Fall. Das Catering muss stimmen
:teufel:

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