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Ich lerne das Werk der 31-jährigen Tara Jane O’Neils gerade erst kennen und werde deswegen im Eingangspost noch nicht allzuviel direkt zu den Alben sagen, sondern dies nach und nach beifügen. Tara ist nicht nur Musikerin, Multiinstrumentalistin ihres Zeichens, sondern zugleich noch Schauspielerin, Tontechnikerin und Illustratorin. Die Cover ihrer Alben etwa hat sie alle selbst entworfen. Aber seit Beginn der Neunziger ist sie mit variierenden Bands und schließlich Solo ein fester Bestandteil der Indie-Szene geworden. Um so mehr erstaunt es, daß sie noch keinen Thread gewidmet bekommen hat.
Ihre erste Band nannte sich Rodan, wurde 1992 in Louisville, Kentucky gegründet und bestand neben Tara (b, vocs) aus Jeff Mueller (g,vocs), Jason Noble (g, vocs) und Kevin Coultas (dr). Ich selbst kenne die Alben der Band nicht, aber im Netz werden sie immer wieder mit Slint verglichen und genießen für ihr 94er Album Rusty ein recht hohes Ansehen, obwohl es wohl im Vergleich zu Slint’s Spiderland eher Insiderstatus besitzt, jedenfalls schreibt Clay Jarvis im Stylusmagazine im Jahre 2003: Only one other person I know owns this album. I have still only read one review of it in my entire life, and that was when I was in tenth grade. (Mag sein, daß das reine Mythenmacherei ist, denn schließlich ist das Album zu hübsch günstigen Preisen via amazon zu beziehen. Aber zu einem Abum, von dem sich sagen läßt, es sei one of the finest independent albums ever released, gehört eine solche Mythisierung sicher mit dazu.)Die nächste Band O’Neils wird 1994 in New York gegründet, sie nennt sich The Sonora Pine und aus der Band Rodan ist der Schlagzeuger Coultas mit an Bord.
Zwei Alben werden veröffentlicht. Das erste ist das selbstbetitelte Debut im Jahr 1996.Line-Up:
Kevin Coultas – Drums, Percussion, Tapes
Samara Lubelski – Violin
Sean Meadows – Guitar, Vibrato Organ, Vocals
Tara Jane O’Neil – Guitar, Bass, Pump Organ, Vocals
Rachel Grimes – Piano on ‚the hook‘
SPUR – Leslie on ‚a couple of ones‘Das Stück „The Hook“ kann man sich hier anhören.
Das zweite Album „II“ erscheint ein Jahr später.
Line Up:
Kevin Coultas – Drums, Guitars on Linda Jo
Samara Lubelski – Violin
Tara Jane O’Neil – Guitars, Bass, Vocal, Organ on Baby Come Home
Noel Brather – Cello on Linda Jo
Todd Hilsreth – Organ on Claister
Nora Christensen – Accordian on Weak Knee and Baby Come HomeAls Hörbeispiel das getragene und von dem improvisierten Violinenspiel Lubelskis untermalte Stück „Cloister“ hier.
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Werbung1993 lernt Tara Cynthia Nelson auf einer gemeinsamen Tour mit deren Band Ruby Falls kennen, verliebt sich in sie und gründet mit ihr die Band [B]The Retsin. Ich selbst kenne leider keine der Alben der Band, die auf Matador und Carrot Top erschienen sind, aber vielleicht weiß da ja jemand anderes in dem Forum mehr.
Ich kenne zwei der Soloalben O’Neils und es paßt ganz gut, daß sie sich selbst vor allem als „Sound-Shaper“ bezeichnet, denn es sind sehr atmosphärische Alben, deren übereinandergeschichtete akkustische Klanglandschaften in den Bann zu ziehen wissen. Das neueste Album O’Neils ist das wunderschöne „In Circles“, das in diesem Jahr erschienen ist.
Da es bereits eine recht fortgeschrittene Stunde ist und ich langsam schreibfaul werde, stelle ich einfach den Stream, über den man sich das ganze Album anhören kann, hier hinein: http://stream.qtv.apple.com/qtv/toolshed/touchandgo/tara_jane_oneil_circles_ref.mov
Außerdem noch die obligatorische Homepage und die MySpace-Seite.
So, morgen mehr zu den Alben, die ich kenne.
Etwas Anschauungsmaterial von YouTube:
Need No Pony (ich mag die fliegende Zwergkuh im Hintergrund)
Bye Bye Babegastrisches_greinen
http://stream.qtv.apple.com/qtv/toolshed/touchandgo/tara_jane_oneil_circles_ref.mov
„In Circles“ wird langsam eines meiner liebsten Alben des Jahres. Folgender kleiner Auszug aus einem Infotext zur CD umreißt ganz gut, was die besondere Ausstrahlung des Albums ausmacht:
Tara Jane O’Neil hat diese Platte größtenteils in leerstehenden Holzhäusern aufgenommen, irgendwo am äußeren Rand des Speckgürtels, der auch amerikanische Großstädte oft umgibt. Und das hört man „In Circles“ an. Den Staub, die Ritzen, das fahle Licht, das durch ungeputzte Fenster hereinscheint, all das ist Bestandteil dieser zehn Songs. Atmosphäre also, Stimmung.
Aber auch wenn das Album eine sehr geschlossene Gesamtstimmung hat, stehen doch Songs hier mehr im Vordergrund als etwa auf „In The Sun Lines“. Um einen wirklichen abschließenden Kommentar abzugeben, ist es noch zu früh, zumal ich bei jedem Betreten dieses knarzenden und bezaubernden kleinen Klanggebäudes neue Entdeckungen mache. Das Album ist nicht auf den ersten Durchlauf eingängig. Es braucht eine Weile, bis man beginnt, sich darin heimisch zu fühlen, gerade auch, weil viele der Stücke die klassischen Songstrukturen immer wieder durchbrechen und die Stimme O’Neils vergleichbar mit der Hope Sandovals über allem schwebt wie ein stoischer Luftgeist, zerbrechlich und ein wenig dem direkten Zugriff entzogen, eingebettet in einen mal glitzernden, mal staubdurchwirbelten, mal dunkel schimmernden Klangmantel.
Bei den ersten Exkursionen werden die Songs „The Louder“, „A Sparrow Song“ und „Blue Light Room“ am greifbarsten, aber das gesamte Album ist es, das mich mit all seinen Klangschichtungen, Loops, akkustischen und elektrischen Klängen fasziniert zurückläßt.Der Gesang ist mir etwas zu „ätherisch“… aber mir gefällt die Instrumentierung und diese unwirklichen Klanglandschaften…
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Ja, ich kann das nachvollziehen, ich hatte ja ein ähnliches Problem mit Dawn McCarthy auf der neuen Oldham… O’Neils Gesang ist schon recht ätherisch, aber für mein Empfinden könnte nichts zu den Klanglandschaften wirklich besser passen. Es unterstützt dieses etwas Unwirkliche und Kontemplative der Musik noch. Es paßt dazu, daß Tara auf ihrer MySpace-Seite unter Influences „winds“ schreibt… Ganz gut beschreibt das auch Sandra Ziegelmüller, die das Hamburger Indie-Radiomagazin „Sunday-Service“ moderiert, in dieser taz-Konzertkritik.
In Circles gefällt mir gut. Vielen lieben Dank für diesen Tipp; ich wäre ohne Dich bestimmt nicht darauf aufmerksam geworden. Ich mag das, was ich hier höre: schwebenden, leichten Indie-Folk; zarte, ruhige, stimmungsvolle Musik zwischen Azure Ray und Vashti Bunyan, Cat Power und Songs:Ohia. Überlegt eingesetzte Sounds, kein unnötiges Gedudel. Spontan am besten gefallen haben mir „Louder“ und „Blue Light Room“, wo sie sich Hilfe am Schlagzeug holt (und am Klavier bzw. der Pedal Steel).
Den Vergleich ihrer Stimme mit einem Luftgeist finde ich sehr hübsch.
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To Hell with PovertyDas freut mich, daß „In Circles“ dir gefällt. „Louder“ und „Blue Light Room“ sind auch für mich die beiden schönsten Songs des Albums. Und es ist richtig, das Album ist sehr überlegt konzipiert, es verliert sich nicht in reiner Soundspielerei, sondern arbeitet sehr bewußt und konzentriert eine Stimmung aus. Ich habe in irgendeiner Review den Begriff „Hippie-Folk“ gelesen, aber genau das ist es nicht. Wenn man die Musik O’Neils etwa mit der „Incredible String Band“ vergleichen wollte, bei der sich sehr viele psychedelische Spielereien finden, dann ist der Unterschied sehr deutlich. O’Neil arbeitet sehr sparsam mit Sounds. Das nimmt mich sehr für sie und das Album ein. Die Stücke werden nicht zugemüllt mit fixen Klangideen, sondern haben viel Raum zum Atmen.
In Circles ist bei Pitchfork gerade positiv besprochen worden.
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To Hell with PovertyWar mir doch so, als hätte ich da mal einen Thread aufgemacht… Auch wenn das hier alles mittlerweile Umlauttechnisch etwas verbogen aussieht und die Links nicht mehr alle funktionieren, hole ich das angestaubte Ding mal aus der Versenkung.
Wie bereits im „Album des Tages“-Thread geschrieben, gefällt mir das neue auf Kranky veröffentlichte Album von TJO ausnehmend gut.Where Shine New Lights heißt es und auch wenn TJO auf ihren Solopfaden immer schon ätherische Klangwelten mit ihren Songs verflochten hat, ist es das vielleicht Klang-verliebteste Album geworden. Gerade frisch am 27. Januar veröffentlicht, zwei Tracks kann man hier hören:
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Schlagwörter: Retsin, Rodan, Sonora Pine, Tara Jane O'Neil
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