The Hidden Cameras – Awoo

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  • #37547  | PERMALINK

    klienicum

    Registriert seit: 14.03.2005

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    image-1111-1154639291-275-300-0-0.jpg

    zunächst: ich habe keine lust etwas über „qu(e)er“ (- beet -) pop abzusondern. erstens kenne ich mich in diesem genre – wenn es denn ein solches überhaupt geben muss – nicht aus und zweitens kann man es allerorten unbekannte stammeln hören: band aus kanada mit schwulem vorstand, der in seinen texten mehr als mit andeutungen spielt. großartige liveauftritte in kollektiven unterschiedlicher größe.
    darauf: beete sind bekanntlich auch jene parzellchen, die in gärten menschen beeindrucken und freundlich stimmen, wenn sie gar wohlgehegt wenig unkraut führen und aufrichtig aus einem gesicht von gurken und möhrchen gestüm zurück grinsen. umfasst von zäunen jeglicher couleur bemühen sie sich unauffällig zu gedeihen. ganz hervorragend geschieht dies (eine theorie, nur eine theorie) hinten jenen exemplaren, die aus holzlatten wild zurechtgezimmert aufrichtig ihres daseins fristen. denn dort wohnen genauso rührige und unaufgeregte menschen, die, auf sich selbst bezogen, kaum zuvorderst andere begeistern wollen.
    der begrenzte acker, aufgeteilt in dreizehn abschnitte, wurde frühzeitig bestellt, beflissentlich gehegt und rechtzeitig abgeerntet. wenn sogar die mondsichel staunend durchs gatter lugt, fehlt es sicher beim dritten anlauf dieser mannen an nichts.

    death of a tune: fetziger aufgalopp, ohne dass die gefahr bestünde vom gaul zu fliegen, schon hier sollte joel gibbs stimme jeden packen, der ihn bis dato nicht kannte, etwas knödelig, aber nuanciert und gefühlvoll ****
    awoo: fast schon eine hymne, vor allem wenn sich die stimme in lichte höhen ‚awoot’, wenn alles in bewegung scheint und mit der ruhe fremdelt ****
    she’s gone: zu der einsamen gitarre fügt sich die verhallte stimme und forciert im einklang mit einer weinerlichen geige wunderbare harmonien zu irritierendem text: geht’s hier wirklich um mädels, so schwurbelig wie es endet, wünschte ich mehr, verwegenheit und so ****
    lollipop: eher wie der große runde lutscher, da sich der blick in den wilden kreisen verliert, das tempo nimmt zu, das schlagzeug dribbelt, die gitarren schnaufen und vorwärts, vorwärts … ****
    fee fie: balladesk, glöckchen, streicher, fein gesponnen, keine masche verloren, wunderbar ****1/2
    learning the lie: ein stampfer, dreher, hüpfer, mensch hörer, mach was draus, halb gerockt ist viel gewonnen ***1/2
    follow these eyes: über viereinhalb minuten neugier, rhythmusbetonter vordergrund, spannungbeladener hintergrund, auflösung in herzzerreißendem refrain ****
    heji: wie eine unglückliche bahnschranke, die nach jahrelanger arbeit den dienst verweigert und lustlos ihre glocke schlägt, wird ein zug kommen?, wer verhindert den aufprall?, ein pfeifen, näher und näher rückt das unvermeidliche ***1/2
    heaven turns to: ein schmeichelnder schwelger mit allem, was dazu gehört: streicher, wohltönern und der einen zeile, um die sich alles dreht ***1/2
    wandering: oooh. sehr fein, seelig, melodisch, ein wenig gezuckert, erinnert mich etwas an die housemartins, auf was wird dort geklimpert – harmonium, spinett? ***1/2
    for fun: nur so zum spaß gibts nicht, aber so glockenhell, so verdreht, so lustvoll wie sonst nirgends auf dieser scheibe gehts hier zu ****
    hump from bending: noch einmal werden die turbinen angeworfen, um das hymnische möglichst weit, möglichst hoch zu jagen, trumpets, tempiwechsel, gefeierte stimme: was brauchts mehr. pop ****1/2
    the waning moon: glockenspiel und geschlagenes wasser, ein akustiker, der den kreis schließt, denn nicht nur ich werde eine ahnung davon bekommen haben, was awoo bedeuten mag ***1/2

    nach „the smell of our own“ und “mississauga goddam” darf man nun ein neues geviert der hidden cameras betreten. es ist ein blick dahinter, wenngleich manches spontan und besonders auch angetan klingt, es ist ernsthaft und echt, dabei ergreifend und eloquent. die mittel, derer sie sich bedienen, sind bemessen, dennoch ausdrücklich gewählt. es gibt keinen füller, keinen aussetzer, keinen hänger, keine absichtlichkeit.
    es fehlt am großen hit, aber die vollständigkeit ist auszeichnung, ****.

    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #5317291  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 34,097

    sie leigt hier schon so lange und lief dennoch irgendwie nur zweimal nebenbei
    wird sich aber ändern, dann mehr dazu.

    --

    "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
    #5317293  | PERMALINK

    aco-braco

    Registriert seit: 17.08.2005

    Beiträge: 2,127

    bis auf die musikexpress-rezension waren die kritiken bisher zurückhaltend wohlwollend,immer wieder mit dem hinweis versehen das joel gibb eigene ältere songs auseinandernimmt und wieder zusammenflickt,was sich schlimmer liest als im vorhandenen falle anhört,die zusammensetzung der songs mag ähnlich gewesen sein,empfinde sie dennoch als neue,vollständige songs(meinetwegen auch tracks).
    wenn man von der pfiffigen,charmanten songwriterkunst joell gibbs redet muss man als referenz stephin merritt nennen,beide sind meister des einfachen(nicht abwertend gemeint,im gegenteil) hochmelodiösen folk-popsongs.
    sehe „awoo“ qualitativ auf der gleichen ebene wie „I“,die platte hat keinen richtig schlechten song(nur der refrain bei awoo nervt etwas),und eine überraschend grosse anzahl an herausragenden,mitreissenden songs,die ich so höre:
    death of a tune ****
    awoo ***
    she`s gone *****halb
    lollipop ****halb
    feefie ****halb
    learning the lie ****
    follow these eyes****
    heji ***
    heaven turns to ****
    wandering ****
    for fun ***
    hump from bending****halb
    the waning moon ****

    --

    Alles, was sich hinauswagt, wird am Ende zurückgeholt.
    #5317295  | PERMALINK

    observer

    Registriert seit: 27.03.2003

    Beiträge: 6,709

    klienicum
    zunächst: ich habe keine lust etwas über „qu(e)er“ (- beet -) pop abzusondern. erstens kenne ich mich in diesem genre – wenn es denn ein solches überhaupt geben muss – nicht aus und zweitens kann man es allerorten unbekannte stammeln hören: band aus kanada mit schwulem vorstand, der in seinen texten mehr als mit andeutungen spielt. großartige liveauftritte in kollektiven unterschiedlicher größe.

    Da fühle ich mich doch mal bemüßigt, darauf einzusteigen.
    Es gibt in Gibbs Texten ja eine Entwicklung, die die Band nun spätestens mit Awoo aus dem Queer-Pop Kontext rausreißt. Bei „Smell of our own“ thematisiert er sein Schwulsein so zentral, dass man diesen Bezug nun einfach nicht ausblenden kann. Habe mich ja an anderer Stelle etwas ausführlicher dazu geäußert. Ich halte es aber für eine Mär, dass sie sich dadurch eine vornehmlich schwule Fan-Crowd rekrutiert haben. Die Texte werden von den meisten, wenn überhaupt, dann als putzige Sonderlichkeiten wahrgenommen, die der Band auch einen kleinen Exotenbonus verschafft hat. Auf „Awoo“, dessen Texte ich bislang noch nicht so recht durchschaue, hat er sich davon aber schon wegentwickelt. Vielleicht wurde Gibb das Korsett selbst zu eng. Und irgendwann ist ja mal auch zum Thema „sexuelle Orientierung und Andersartigkeit“ alles gesagt, so dass es auf zu neuen Ufern (ha ha) gehen kann.

    Aber nun mal wirklich zur Platte: Sie ist mal wieder voll mit vielen mitreißenden Beat-Pop-Perlen, deren Livedarbietung ich schon jetzt sehnsüchtig erwarte. Man muss aber natürlich auch festhalten, dass sich die musikalischen Mittel wiederholen. „Smell of our own“ bleibt (für mich) die Essenz der Band. Awoo ist ein weiterer schöner Nachschlag, aber nicht mehr mit der gleichen Intensität wie beim Debüt.
    **** aber allemal.

    --

    Wake up! It`s t-shirt weather.
    #5317297  | PERMALINK

    klienicum

    Registriert seit: 14.03.2005

    Beiträge: 7,451

    observerDa fühle ich mich doch mal bemüßigt, darauf einzusteigen.
    Es gibt in Gibbs Texten ja eine Entwicklung, die die Band nun spätestens mit Awoo aus dem Queer-Pop Kontext rausreißt. Bei „Smell of our own“ thematisiert er sein Schwulsein so zentral, dass man diesen Bezug nun einfach nicht ausblenden kann. Habe mich ja an anderer Stelle etwas ausführlicher dazu geäußert. Ich halte es aber für eine Mär, dass sie sich dadurch eine vornehmlich schwule Fan-Crowd rekrutiert haben. Die Texte werden von den meisten, wenn überhaupt, dann als putzige Sonderlichkeiten wahrgenommen, die der Band auch einen kleinen Exotenbonus verschafft hat. Auf „Awoo“, dessen Texte ich bislang noch nicht so recht durchschaue, hat er sich davon aber schon wegentwickelt. Vielleicht wurde Gibb das Korsett selbst zu eng. Und irgendwann ist ja mal auch zum Thema „sexuelle Orientierung und Andersartigkeit“ alles gesagt, so dass es auf zu neuen Ufern (ha ha) gehen kann.

    Aber nun mal wirklich zur Platte: Sie ist mal wieder voll mit vielen mitreißenden Beat-Pop-Perlen, deren Livedarbietung ich schon jetzt sehnsüchtig erwarte. Man muss aber natürlich auch festhalten, dass sich die musikalischen Mittel wiederholen. „Smell of our own“ bleibt (für mich) die Essenz der Band. Awoo ist ein weiterer schöner Nachschlag, aber nicht mehr mit der gleichen Intensität wie beim Debüt.
    **** aber allemal.

    damit hast du ja fleißig das bestätigt, wovon ich auch sprach. die diskussion ist müßig und muss nicht neuerlich herangezogen werden. mein kurzer ausflug am anfang sollte dem rechnung tragen. dass man immer wieder gern drauf einsteigt, zeigt sich nicht nur hier.

    Ich halte es aber für eine Mär, dass sie sich dadurch eine vornehmlich schwule Fan-Crowd rekrutiert haben.

    hier fehlt mir der zusammenhang. denn für keine art von musik sehe ich eine notwendigkeit sexueller präferenzen.

    #5317299  | PERMALINK

    klienicum

    Registriert seit: 14.03.2005

    Beiträge: 7,451

    aco-braco(…) she`s gone *****halb (…)

    satte wertung für einen wirklich guten song! :-)

    #5317301  | PERMALINK

    observer

    Registriert seit: 27.03.2003

    Beiträge: 6,709

    klienicum
    hier fehlt mir der zusammenhang. denn für keine art von musik sehe ich eine notwendigkeit sexueller präferenzen.

    Das bezog sich nur auf einige Äußerungen in der Presse, die der Band aufgrund ihrer Texte auch automatisch eine überwiegend homosexuelle Fanschar andichteten. (möglich aber, dass es sich im englischsprachigen Raum so verhält)

    --

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    #5317303  | PERMALINK

    spenalzo

    Registriert seit: 27.08.2006

    Beiträge: 4,357

    Eindeutig einen Kauf wert. Habs leider so oft noch nicht gehört, aber das was ich kenne mag ich sehr gerne!

    --

    #5317305  | PERMALINK

    observer

    Registriert seit: 27.03.2003

    Beiträge: 6,709

    „Awoo“ wurde nun auch auf Vinyl veröffentlicht, allerdings auf 200 Kopien limitiert. Zu beziehen über die Band-Homepage. (klick)

    Übrigens auch mit neuem Cover.

    The sleeves are designed and hand silkscreened by Will Munro. Look out for more designs in limited quanitiy from other artists thoughout the year.

    --

    Wake up! It`s t-shirt weather.
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