Re: kramers 7" Faves

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THE STOOGES – „Down On The Street“ (Elektra, 1970)

Es ist wohl einzig und alleine Danny Fields zu verdanken, dass The Stooges jemals einen Plattenvertrag bekamen. Fields, zu jener Zeit explizit als „Company Freak“ bei Elektra Records angestellt, hatte in erster Linie die Aufgabe, die überlebenswichtige Verbindung zwischen der damals stetig wachsenden (und somit zunehmend unbeweglichen) Plattenfirma und den Kids auf der Straße“ zu halten. In den oberen Etagen der Firma hatte man das eigene Gespür für neue Talente und „angesagte Sounds“ offensichtlich vollkommen richtig als nicht vorhanden eingeschätzt und folgerichtig den Factory-Insider und ehemaligen roomate von Edie Sedgwick angeheuert, der Jahre später auch für die Karriere der Ramones noch wichtig sein sollte. „Down On The Street“ war die dritte und letzte Stooges-Single für Elektra, bevor man die Band fallen ließ. Kein Wunder, denn and Radio-Airplay war nicht zu denken und in kommerzieller Hinsicht waren die Platten der Band ein absolutes Desaster: „We did really well with Social Deviants, High School Droputs, people with lousy jobs, Alcoholics, Drug Addicts…“ erinnerte sich Iggy Pop später an die wenig zuverlässigen Käuferschichten der Band. Die Single-Version von „Down On The Street“ unterscheidet sich von der Version auf dem Album „Fun House“ vor allem durch die später eingefügte Orgel und eine deutlich kürzere Spielzeit von nur 2:43. Ein nahezu verzweifelter Akt des Labels, das durch diesen Schritt offensichtlich versuchte, den Track in Radio-Playlists zu befördern, was natürlich nicht funktionierte, denn die offene Agression und verzweifelte Härte des Tracks, angefeuert von Iggys spontanen, bisweilen fast apokalytischen Einwürfen, lassen sich mit keiner Orgel der Welt übertünchen. Erst recht nicht bei dieser auf das Medium 7″ Single abgestimmten, druckvollen Mono-Abmischung. Musik von Außenseitern für Außenseiter von fast poetischer Schönheit. Jesus loves The Stooges!

Bei der abgebildeten 7″ handelt es sich um eine Nachpressung. Gut erhaltene Stooges-Originale sind ebenso teuer wie selten.

SANDIE SHAW – „Run“ (Pye, 1966)

„Run“ war eine der weniger erfolgreichen Singles von Sandie Shaw und fristet so auch heute noch ein kümmerliches Dasein im Schatten ihrer großen, oft großartigen, aber niemals besseren klassischen Hit-Singles der sechziger Jahre. „Run“ ist dramatischer und zwingender als andere Shaw-Singles, geht es hier doch nicht um unglückliche oder unerwiderte aber eben harmlose Liebe, sondern um einen fanatischen Stalker, der die Zurückweisung der ehemaligen Geliebten nicht erträgt und der Protagonisten gar nach dem Leben trachtet! Umgesetzt als bisweilen an Scott Walker erinnerndes Miniatur-Drama mit einem atemlos treibenden Orchester und unheimlichen Sturmgeräuschen ist „Run“ für mich die deutlich beste aller Shaw-Singles und die einzige, die an der Höchstwertung kratzt.

Bei dem abgebildeten Sleeve handelt es sich um die wunderschöne französische EP, die noch 3 weitere Tracks enthält.

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