Re: Musiker, mit denen ihr nichts anfangen könnt?

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herr-rossi
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jjhum
Ich glaube, ohne die Altersstruktur der Forumsmitglieder zu kennen, dass viel Abneigung gegen Rap aufgrund der Musikvideos mit Koks, Geld, Gemächtgewackele und willigen Frauen herrührt, mit denen uns durch MTV und VIVA Rap nahegebracht wurde. Dazu dann noch homophobe Texte, Gewalt nicht gegen „das Regime“ sondern gegen Andersdenkende etc. . In Deutschland dann diese Identifizierungsmasche junger Deutscher türkischer Abstammung mit Afroamerikanern . Und natürlich dieser „Yo-Mann-Alter-Scheiß“.
Inzwischen aber hat sich, wie bei allen anderen Musikstilen, Rap weiterentwickelt und hat eine unglaubliche Vielfalt. Was bleibt ist natürlich der Sprechgesang, wenn er auch häufiger in den Hintergrund tritt. Und wer das nicht mag, der wird kaum Zugang finden.

Rap nicht zu mögen ist ja eine Sache, aber dieser Bekenntniszwang, mit dem Rap abgelehnt wird, verlangt natürlich schon nach Erklärungen. Die Stichworte, die Du aufführst, taugen vordergründig gut, wenn man mal schnell seine Abneigung objektivieren möchte. Es ist allerdings genauso kurzschlüssig, als würde man Rock auf seine sexistischen und chauvinistischen Elemente und seine visuellen und musikalischen Stereotype reduzieren, die aber ebenso zweifellos existieren.

Bemerkenswert ist z.B., dass Gewalt im Rap nicht als fiktiv verstanden wird. Als ob Männer mit Knarren nicht zur DNS der US-Popkultur gehören, ob im Western, in den Gunfighter-Balladen der Country-Musik,im Mafia-Genre, im „hartgekochten“ Krimi, bei Tarantino usw. usw. Aber wenn Weiße Gewaltphantasien in Worte und Bilder fassen, dann weiß eigentlich jeder, dass die Künstler nicht anschließend losziehen und ein reales Massaker veranstalten. Die spielen nur. (Dass es Ausbrüche realer Gewalt gab, soll damit nicht wegdiskutiert werden, die gab es aber auch in der weißen Rockmusik.)

Auch das Zurschaustellen von materiellen Werten („Bling Bling“) irritiert uns Mitteleuropäer, die wir uns vordergründig lieber über „innere Werte“ definieren, aber auch das ist eher ein amerikanisches Phänomen denn ein Rap-spezifisches.

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