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Das mit den Federn ist nicht neu. In „Die 68erinnen – Porträt einer rebellischen Frauengeneration“ habe ich folgendes gefunden:
(und eine weitere Familienalbum-Besprechung findet ihr hier; http://www.bloom.de/articles/article_005163_php4.htm)
„In jener Zeit, so Ende 1968, lernten wir die Leute von Hoffmanns Comic Teater kennen. Das waren im Kern die drei Brüder Möbius aus Nürnberg, die angefangen hatten, wie ein Theater aus dem Mittelalter überall auf den Marktplätzen zu spielen, und die sich inzwischen in Berlin etabliert hatten. Der Älteste wohnte mit seiner Frau in Spandau, der Zweite, Gert, wohnte mit seiner Freundin Inge, die mit mir Kostümbild studierte, in einer Ladenwohnung in Kreuzberg, und Ralph, der jüngste, wohnte bei seiner Tante im Wedding. Sie hatten zusammen eine Fabriketage, in der ihre Probenräume waren. Wir kamen mit ihnen in Kontakt, weil wir uns für Mitspieltheater interessierten, und mein Lebensgefährte und ich sind bei Hoffmanns Comic Teater eingestiegen.
Es gab nie ein fertiges Buch für ein Stück, das gespielt werden sollte, sondern es wurde besprochen, welches die wichtigste Aussage sein sollte und worauf es in jeder Szene ankam. Wir spielten sehr plakative Typen mit Masken vor dem Gesicht, und jede Szene wurde in einem Rockstück zusammengefasst. Ralph war der Bandleader und für die Rockmusik verantwortlich. Das Stück, das wir zu der Zeit einübten, hieß «Rita und Paul». Es ging um ein Mädchen aus bürgerlichen Verhältnissen und einen jungen Arbeiter. Die Eltern waren gegen die Beziehung, weshalb sie nach Alaska auswandern wollten. Am Schluss des Stückes wurden die Szenen in Songs zusammengefasst, und wir haben sie gesungen.
Die Texte für die Songs, wie «Macht kaputt, was euch kaputt macht» oder «Fünf Finger machen eine Faust», schrieb mein Lebensgefährte, auch wenn später von den Möbien immer wieder etwas anderes behauptet wurde. Ich war dabei, als er diese Texte schrieb. Er textete viele solcher Sachen in der Zeit. Leider gab es darüber Streit, als es um das Geld aus den Einnahmen ging. Denn es landete nie bei uns, sondern immer bei den Möbien, weshalb es nur ein kurzes Glück bei diesem Theater gab. Wir haben vielleicht mal hundert Mark ausbezahlt bekommen, aber das war auch schon alles. Wegen des schnöden Mammons gab es auch unter den Brüdern Streit. Der älteste hat schließlich allein Hoffmanns Comic Teater weitergemacht, und Ralph, der jüngste, der sich dann Rio Reiser nannte, machte die Ton Steine Scherben.
Schon als die ersten Streitigkeiten passierten, waren wir außen vor. Ich war die Allererste, die draußen war, weil ein Problem der Möbien war, mit Frauen klarzukommen. Deswegen waren sie ganz froh, dass ich nicht mehr mitspielte. Ich hatte diese bürgerliche junge Frau gespielt und auch bei den Songs mitgesungen, was mir viel Spaß gemacht hatte. Meine Rolle hat dann einer von den Männern übernommen. Die Frauen waren beim Hoffmanns Comic Teater immer nur Anhängsel. Wenn man zum Beispiel in die Kneipe ging, führten die Männer ihre Männergespräche. Sie redeten über ihre Theatersachen und entwickelten ihre Ideen.
Aber die Ideen von uns Frauen waren nicht erwünscht. Man musste doppelten Aufwand treiben, um seine Vorstellungen überhaupt vorzutragen. Natürlich habe ich trotzdem Vorschläge für die künstlerische Seite gemacht, aber die Zeit, die ich mitgespielt habe, war viel zu kurz, um etwas zu bewirken. Ralph hatte damals auch noch nicht viel zu sagen, er war ja erst sechzehn. Zu ihm hatte ich einen guten Draht und mochte ihn. Doch der älteste Bruder hatte das Zepter in der Hand. Für mich war es trotzdem ein tolles Experiment, das eben nach etwa acht Monaten schon wieder zu Ende war.“
Karin Adrian – Die ungewollten Folgen der Wohngemeinschaften in: Die 68erinnen – Porträt einer rebellischen Frauengeneration; Hrsg. Ute Kätzel, S. 251f
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