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Joy Division – Love Will Tear Us Apart / These Days (Factory, 1980)
Gänsehaut bekomme ich sofort, wenn ich diese Single (nach langer Zeit mal wieder) auflege. Was soll ich dazu groß schreiben? Die Geschichte von Joy Division ist bekannt. Die Geschichte dieser Single bzw. ihre Historie auch. Es ist die Single des Jahres 1980 und eine der besten des ganzen Jahrzehnts, ja eine der besten aller Zeiten. Dieses Eingangsriff der Akustikgitarre, der treibende unstete Rhythmus, die schwellenden Synthi-Teppiche, vor allem aber der warme und doch tieftraurige Gesang von Ian Curtis, das alles ist absolut endgültig. So und nicht anders klingt es, wenn man von Liebeskummer zerrissen wird. Dreht man die Single um, dann erklingen für Joy Division Verhältnisse recht locker unbeschwerte Töne. Dieser Synthi Effekt erinnert mich an den wabernden Krug der 13th Floor Elevators. Und dann gibt es da noch eine etwas druckvollere, aber irgendwie auch gehetztere Version von „Love Will Tear Us Apart“. Finger weg übrigens von allen neueren Remixen. Und die verschiedenen Coverversionen des Songs haben m.E. vor allem akademischen Wert. Heranreichen an das Original kann keine. Die Single war ob der makabren Umstände der größte Erfolg der Band. Und so wird ein Original auch nicht allzu schwer oder teuer zu finden sein. Was die Herren Sumner, Hook und Morris dann nach Ians Tod unter dem Namen New Order machten, hat mich nie sonderlich tangiert.
The Jam – Going Underground / Dreams Of Children (Polydor, 1980)
Dies war die erste Nummer Eins der Band in den britischen Charts. Ok, eine schlechte Single von The Jam gibt es sowieso nicht. Doch ist diese Double-A-Side tatsächlich eine ihrer besten! „Going Underground“ ist vielleicht der etwas eingängigere Song, eine Aufnahme, die einen auf der Stelle mitreißt, die schnell zum Mitsingen animiert. Auch hier beweist Paul Weller sein feines Gespür für grandiose Melodien, die Band präsentiert den Song absolut überzeugend, und Wellers Text ist ein treffender Kommentar zur aktuellen Tagespolitik im UK. Das musste ein Hit werden! „Dreams Of Children“ überzeugt letztlich ebenso. Jedoch mehr durch die gekonnten Anleihen bei Spätsechziger Mod und Artpop. Der Song ist gut, braucht aber ein paar Durchläufe, um beim Hörer anzukommen und sich festzusetzen. The Jam waren zu jener Zeit auf dem Höhepunkt ihrer Kreativität und ihres Erfolgs. Alle Jam Singles sind im Prinzip nicht sehr selten oder schwer zu finden. Für ein ladenneues Exemplar muss man jedoch etwas mehr als den damaligen Neupreis von 2-3 € einplanen.
Pretenders – Kid / Tattooed Love Boys (Real Records, 1979)
Chrissie Hynde verließ 1973 ihre Heimatstadt Akron im US-Bundesstaat Ohio, um in London zu leben, als Musikjournalistin zu arbeiten und auch selbst Musik zu machen. Mit den Pretenders, die im Zuge von Punk und New Wave 1978 einen Plattenvertrag beim von Warner gesponserten Label Real Records bekamen, gelang ihr der entscheidende Durchbruch. Die Musik der Band, deren Songs fast ausschließlich von Miss Hynde geschrieben wurden, hatte weder damals noch später wirklich etwas mit Punk oder New Wave zu tun. Es ist einfach tolle, Gitarren dominierte, melodische, an Powerpop geschulte Popmusik. „Kid“ war die zweite Single der Band nachdem sie mit einer sehr gelungenen und zeitgemäßen Coverversion des Kinks / Ray Davies Songs „Stop Your Sobbing“ zu Beginn des Jahres 1979 ihre Marke gesetzt hatten. „Kid“ ist m.E. einer der schönsten Songs über Kinder überhaupt. Und dabei hatte Chrissie als sie ihn schrieb selbst noch gar keine. Der Text ist einfühlsam und liebevoll, die Musik dazu schmeichelt sich ins Ohr, ohne dabei irgendwie plump oder kitschig zu wirken. Viel trägt dazu das phantastische Arrangement der Aufnahme bei mit den großartigen Riffs und Licks der Rickenbacker Gitarre, einer dezenten Farfisa Orgel und einer äußerst gelungenen packenden Rhythmik. Und Chrissies Stimme ist natürlich unvergleichlich! Auch die B-Seite der Single ist toll! Eine junge Britband würde für so einen Song heutzutage alles geben! Die Singles der Pretenders sind alle nicht sehr selten, aber vielleicht auch nicht gerade für’n Appel und Ei zu haben.
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!