Re: Spex

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go1
Gang of One

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Zum „Pop-Briefing“: Da die Rezensionen in der Spex für mich immer nebensächlich waren, sehe ich die Umstellung gelassen. Ich kann mit beiden Varianten leben. Ich will nicht darauf verzichten, dass einzelne Autoren ihren Blick auf ein Album ausführlich darstellen, aber ich lese ja nicht nur eine Zeitschrift; und wenn mehrere kluge Leute ihre Beobachtungen und Gedanken in Kurzform mitteilen, habe ich auch etwas davon. Meines Erachtens ist der Reviewteil durch die Umstellung nicht wesentlich besser oder schlechter geworden: Die Texte zu den einzelnen Platten sind nachwievor in sehr unterschiedlichem Maße erhellend. Nur die Begründung dafür überzeugt mich nicht ganz. Klar, von den Aktualitätsfanatikern wird ein Album gehört, sobald es „geleaked“ ist – bis LP und CD erscheinen, ist es für sie dann schon ein alter Hut. Aber was soll’s? Wenn sich der „Diskurs“ nach ein paar Wochen schon erschöpft hat, war vielleicht einfach nicht viel dran.

John Billnatürlich muss die Spex (wie jedes andere Magazin) damit leben, dass eine Kritik nach der VÖ kommt und daher scheinbar zu spät. Ist die Kritik allerdings eine vernünftige Auseinandersetzung eines Autors mit dem Album, dann ist sie nie zu spät.

MikkoWenn die Beteiligten nicht schwafeln, sondern tatsächlich eine Platte aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten und dabei auch noch Argumente und Gegenargumente austauschen, halte ich das für sinnvoll und hilfreich für die Leser. Insgesamt sollte eine Besprechung dabei aber auch nicht ausufern.

John BillDen limitierten Platz auf zwei/drei/vier-Personen zu verteilen, bedeutet automatisch einen Verlust an Tiefe. Stattdessen erfahre ich beispielsweise mehrfach, dass Casablancas bei den Strokes war (ach was!) und die 80er zitiert (soso!). Und es gibt nur ein gutes Lied auf der Platte – welches das ist wird aber nicht genannt, ist ja auch egal…

Andreas Reihse wird denselben Song meinen wie Wibke Wetzker, nämlich „11th Dimension“ – andernfalls hätte er den Titel genannt, nehme ich an. Es ist doch klar, dass ein Redakteur die gesammelten Beiträge editieren und aufeinander abstimmen muss, damit es nicht wegen Redundanzen zu einem Verlust an Tiefe kommt (dass der sich „automatisch“ einstellt, bestreite ich).

Ansonsten halte ich die aktuelle Ausgabe wieder für gelungen. Am besten gefallen haben mir bisher Georg Seeßlens schöner Essay über Spirou & Fantasio und der Text über Pantha du Prince (ich erwarte, dass Black Noise ein Kandidat für den Titel „Album des Jahres“ wird; alles andere würde mich enttäuschen – aber „The Splendour“ ist schon einmal hervorragend). Und im Jahresrückblick stehen auch ein paar interessante und kontroverse Gedanken.

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To Hell with Poverty