Re: Coverversionen, gut oder schlecht

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bender-rodriguez

Registriert seit: 07.09.2005

Beiträge: 4,310

Erstens, Coverversionen sind primär gesehen eine gute Sache, denn sie machen neugierig auf den covernden Künstler/die covernde Band. Besonders dann, wenn die Wahl des gecoverten Songs originell ist. An dieser Stelle zur weiteren Erläuterung: die tausendste Coverversion von z.B. „Love will tear us apart“ ist übrigens nicht originell, selbst wenn Sarah Connor den Song interpretieren würde (wovor uns alle Mächte der Welt behüten mögen…).

Zweitens, die Coverversion sollte so respektlos wie möglich sein. Zaudernde Coverversionen, die lediglich einen demütigen Kniefall vor dem Original darstellen, sind so überflüssig wie ein Loch im Kopf.

Drittens, Dekonstruktion, bzw. entlarvende Arrangements zeugen von Cleverness. Ziehe einen Song bis auf das nackte Skelett aus, und Du zeigst Kunstbeflissenheit, bzw. ein Händchen für Musikalität.

Viertens, sollte irgendeine derzeit angesagte Band die Pet Shop Boys covern, beweist sie Geschmack. Große Geschmackssicherheit sogar! Und wehe, die Coverversion taugt nichts…

Fünftens, komplette Coverversionen-Alben eines einzigen Künstlers/einer einzigen Band empfinde ich entgegen der landläufigen Meinung als ambitionierte Angelegenheit, die Respekt abverlangt (es sein denn, es handelt sich um Frau Kerner…). Gelungenes Beispiel: „Through the looking glass“ von Siouxsie & The Banshees.

Sechstens, wenn ich Musiker wäre, und niemals würde ein Song von mir gecovert werden (egal wie gelungen oder verhunzt), würde ich mir Gedanken machen, ob ich jemals wirklich etwas von Taug verbrochen hätte… D.h., gecovert zu werden, sollte von einem Künstler/einer Band als eine gewisse Ehre aufgefasst werden – egal wer der Covernde auch immer sein mag (Nena und Sarah Connor müssten es für mein Dafürhalten aber nicht unbedingt sein… ;-) ).

Siebtens, wenn ich Mick Jagger wäre, ich würde mich über die Coverversionen von Laibach und Polyphonic Size freuen wie ein Plätzchen.

Achtens, Nena hätte besser nicht „Wir bauen eine neue Stadt“ von Palais Schaumburg covern sollen. Abgesehen von ihrem Unvermögen, ihre typischen Fans werden das Stück niemals verstehen – da 99,9% derer dabei eher an Bob den Baumeister denken werden, als an Dada…

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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad