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Auf dem 3CD-Set Grooving Kingston 12, das hier im Forum eine kleine Fangemeinde zu haben scheint (im Gegensatz zu „Fy-ah, Fy-ah“ und „Man to Man“ – kennt Ihr die beiden einfach alle nicht, oder habt sie nie erwähnt?) findet sich Musik aus den Jahren 1970 und 1971.
CD1 enthält Musik, die auf diversen Tuff Gong Singles ab 1971 erschienen ist. Zum Aufakt das grossartige „Concrete Jungle“, das später auf dem Island-Debut „Catch a Fire“ in einer geschliffeneren Version zum Klassier werden sollte, dann auch „Lively Up Yourself“, das später eins von Marleys schönsten Alben, „Natty Dread“, eröffnen sollte – wie auf der ersten und der Hälfte der zweiten CD von „Fy-ah, Fy-ah“ ist auch hier Tommy McCook am Sax zu hören, besonders toll sein Spiel auf „Lively Up Yourself“ – die „version“ davon, schlicht „Live“ genannt und am Ende der CD zu hören, wird dann sogar ihm zugeschrieben. Erwähnenswert ist auch, dass auf dem Grossteil dieses Sets Aston „Familyman“ Barrett und Carlton „Carly“ Barrett am Bass bzw. Schlagzeug dabei sind – sie sollten über mehrere Jahre mit den Wailers spielen und sorgen für einen grossartigen, rohen Groove.
„Trench Town Rock“ war in Jamaica ein grosser Hit, ein grossartiges Stück, das Marley 1975 als Opener im Londoner Lyceum verwenden sollte (auf dem Album „Live!“ zu hören).
Wunderbar ist auch „Guava Jelly“, in dem Marley die die alte Calypso-Tradition der risqué lyrics in den Reggae überträgt. Ein weiteres Highlight ist „Send Me that Love“, eine Art Doo-Wop Song über einen 3/4-Beat… mit Xylophon!
Zum Abschluss sind neun „versions“ zu hören, in denen die tolle Band umso besser zur Geltung kommt.
Auf CD2 sind vor allem Stücke zu hören, die Lee „Scratch“ Perry produziert hat. Perry hat diese Stücke ans UK-Label Trojan verschachert (natürlich ohne Einverständnis der Wailers) und sie landeten auf den LPs „Soul Rebel“ und „African Herbsman“ und danach auf unzähligen Billig-Compilations. Marley soll 1971 in Schweden in einem Interview über Perry gesagt haben: „Mi like ‚im, but not the way ‚im do business“.
Das erste Stück, „Black Progress“ (von den Wailers selbst produziert) ist die Wailers-Version von James Browns „(Say It Loud) I’m Black and I’m Proud“ und zitiert auch den „Soul Man“ von Sam & Dave.
„Kaya“ ist eins der schönsten Stücke dieser Box, die verspielten Gitarren, die sich übereinander schichten, die Perkussion… grossartig!
„My Cup“ ist ein weiteres James Brown Cover, dieses Mal von „I’ve Got to Cry, Cry, Cry“ – und Marley klingt hier streckenweise erstaunlich ähnlich wie der frühe R&B Brown. „Downpressor“ ist ein Remake der frühen Wailers Nummer „Sinner Man“ (für Studio 1 eingespielt – wo kann man diese frühen Aunfahmen finden? Und sind sie überhaupt hörenswert?) und landete später wieder auf Toshs tollem Album „Equal Rights“.
„Small Axe“ ist eine wunderbare Nummer, die auf „Man to Man“ noch zweimal als „More Axe“ und in einer „version“ als „Axe Man“ zu hören ist. Auf „Dreamland“ ist Bunny Wailer als Leadsänger zu hören. Auf „Keep on Moving“, einem Cover ihres Vorbildes Curtis Mayfield, wechseln sich alle drei Wailers im Leadgesang ab. Auf „Second Hand“ ist dann noch einmal Peter Tosh als Leadsänger zu hören und mit dem Medley „All in One“ enden die Stücke. Es folgen zum Abschluss zehn „versions“.
CD3 beginnt mit dem bekannten „Acoustic Medley“ aus Schweden 1971. Marley singt für Bob Nash (der später „Stir It Up“ in die Charts brachte) acht seiner Songs und begleitet sich an der Gitarre. Das Medley findet sich auch auf der zweiten CD der „Songs of Freedom“ Box. Eine wunderbare Aufnahme, die Marleys Musik völlig entschlackt, auf die Essenz heruntergebrochen, präsentiert.
Es folgen sieben Stücke, die für Tuff Gong in Jamaica eingespielt wurde, mit derselben Band, die auf CD1 und CD2 zu hören war. „Sun Is Shining“ ist eine grossartige Single – und anscheinend die allererste Veröffentlichung von Tuff Gong damals… jedenfalls eine der erfolgreichsten. Mit „Satisfy My Soul Babe“ folgt das äusserst säkulare Pendant zum tollen „Satisfy My Soul Jah Jah“, das auf CD1 zu hören ist. Es folgt „Rock My Boat“, eine weitere Version des Songs, der auch schon auf „Fy-ah, Fy-ah“ zu hören war und später auf dem Album „Kaya“ als „Satisfy My Soul“ enden sollte. Es folgt das schöne „Hold on to This Feeling“, von Bob mit Rita Marley gesungen – eine frühe Tuff Gong Single, die einmal mehr die Liebe zum US-Soul zeigt. Mit „Rock too the Rock“ endet der jamaikanische Teil der CD, es folgen vier Stücke, die in den CBS-Studios in London für JAD aufgenommen wurden: „Rocking Steady“, „I’m Hurting Inside“, „Music Gonna Teach (aka Music Lesson)“ (das zeigt, dass Marley auch für JAD politische Stücke aufgenommen hat) und „I’m Still Waiting“. Der Sound ist international, auf den UK und US Markt ausgerichtet.
Am Ende der CD folgen vier „versions“, zwei von den jamaikanischen, zwei von den Londoner Sessions.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba