Re: Bob Marley

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gypsy-tail-wind
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Bin grad wieder am Hören von [B]Fy-ah, Fy-ah – grossartig! Das 3CD-Set enthält Aufnahmen, die Marley und die Wailers in den Jahren in Jamaica 1967-70 gemacht haben, vor allem Singles.

CD1 enthält Aufnahmen, die sie für ihr eigenes Label Wail’n and Soul’m gemacht haben. Es sind frühe Aufnahmen von späteren Klassikern wie „Stir It Up“ oder „Don’t Rock My Boat“ (als „Satisfy My Soul“ auf dem Album „Kaya“) zu hören, dazu eine ganze Reihe weiterer toller Songs, etwa das grossartige „Funeral“ (aka „Burial“), „Play, Play, Play“ mit Rita Marley, der Gospel-Song „This Train“ mit Bunny Wailer im Mittelpunkt oder die tolle Soul-Ballade „Chances Are“. Zum Ende der ersten CD hören wir den einzigen instrumentalen Track der Wailers, „Lyrical Satirical“ mit toller Perkussion (niyabinghi drums), dann noch vier „versions“ zum Abschluss.

Auf CD2 ist Musik zu hören, die 1969/70 für JAD eingespielt wurde. Der Grossteil der zweiten CD enthält die Stücke, die für das Album „The Best of the Wailers“ eingespielt wurde. Dass dessen Produzent Leslie Kong 1971 plötzlich verstarb wurde als Zeichen der Macht der Wailers gedeutet (deren „Bestes“ noch kommen sollte, wie v.a. Bunny Wailer angeblich fand). Zum Auftakt gibt’s aber das tolle „Sugar, Sugar“. Dann folgen die Stücke, die Kong 1970 produziert hat – viele von ihnen zeigen deutliche Soul-Einflüsse, Peter Toshs „Stop That Train“ gehört zu den schönsten Nummern, „Soul Captives“ zeigt (wie schon „Freedom Train“ auf der ersten CD) den Einfluss der afro-amerikanischen Freiheitsbewegung in den USA. Mit „Go Tell It on the Mountain“ (Lead-Vocal: Peter Tosh) ist erneut eine Gospel-Nummer zu hören. Das letzte der Kong-Stücke ist „Back Out“. Nach „Mr. Chatterbox“, der einmaligen Zusammenarbeit mit Bunny „Striker“ Lee, folgen vier Stücke, die der Holländer Ted Pouder produziert hat. Darunter finden sich neue Versionen von „Thank You Lord“ und „This Train“ (beide schon auf CD1 zu hören) und vor allem das sehr schöne „Wisdom“. Dann folgt „Selassie Is the Chapel“, das Mortimo Planno als Variante über den Country-Song „Crying in the Chapel“ (u.a. 1965 von Elvis Presley eingespielt) geschrieben hat – eine Ode an Haile Selassie – ein Stück, das für einen europäischen Hörer wohl ziemlich seltsam anmutet. Zum Abschluss folgt „A Little Prayer“, von Mortimer Planno mit den Wailers eingespielt, und dann noch drei „versions“.

Auf CD3 sind frühere JAD-Aufnahmen zu finden – von ca. 1968 (zwei Jahre nachdem Johnny Nash und Danny Sims – der mit Arthur Jenkins zusammen die Stücke auf CD3 produziert hat – nach Kingston gezogen waren) und mit ein paar amerikanischen Studio-Cracks eingespielt – darunter Drummer Bernard „Pretty“ Purddie“, Gitarrist Eric Gale, Keyboard Richard Tee sowie der südafrikanische Exilant Hugh Masekela an der Trompete. Die Musik würde für den afro-amerikanischen Markt produziert, ist romantischer und weniger rebellisch als was auf CD1 und CD2 zu hören ist, klingt etwas produzierter, mit ausgeklügelten Arrangements und geschliffeneren Rhythmen… auf „Nice Time“ schleicht sich sogar eine Violine ein. Diverse Stücke sind zuvor schon für das Eigenlabel Wail’n and Soul’m eingespielt worden (Bend Down Low, Nice Time, Chances Are, Mellow Mood), „Put It On“ wurde später erneut mit Lee „Scratch“ Perry eingespielt (auf dem 4CD-Set „Man to Man“ zu finden). Nach einer weiteren „version“ ist ein Demo zu hören, „One Love, True Love“, von dem noch keine andere Fassung bekannt ist, sowie „How Many Times – Dub Plate Special“, ein Dub-Plate-Remix des Stückes, das am Anfang von CD3 steht.

Zudem ein weiterer Beleg für meine Theorie, dass alles mit allem zusammenhängt… im Booklet von „Fy-ah, Fy-ah“ findet sich am Ende die Abbildung eines Flyers/Inserates für das Carib Theatre, November 1968: da trat nicht nur Johnny Nash und die Sweet Inspirations, sondern auch King Curtis.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba