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Anonym
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Fast verschieben sich meine Präferenzen was die #1 angeht. Habe mir neulich die Criterion-Ausgabe von MY DARLING CLEMENTINE gegönnt und da ist u.a. diese in den 1990er Jahren wiederentdeckte Preview-Version des Films drauf. Jene Fassung, die Ford dem Studio vorgelegt hatte und die in den Testvorführungen dann durchfiel. Unfassbar! Ganze Sequenzen wie bspw. die Ankunft von Clementine in Tombstone oder Doc Hollidays überstürzte Flucht aus der Stadt hatte John Ford eigens ohne jegliche Musikuntermalung angedacht. Der Effekt ist enorm, der Film wirkt dadurch noch meditativer, wird dadurch noch mehr entschleunigt, als er es ohnehin schon ist. Eine in sich ruhende Zen-Kathedrale. Den ganzen Sergio Leone kann man bspw. darin erkennen.
Irgendwer schrieb (ich glaube, es war der Ford-Biograph McBride), MY DARLING CLEMENTINE sei völlig auf die gemächlichen Bewegungen von Henry Fonda abgestimmt, besitze nur ein Minimum an äußerer Handlung. In der Tat! Kein Wunder, dass die 20th Century-Fox das so dann nicht in den Verleih geben wollte. Überhaupt, wenn man bedenkt, dass Darryl F. Zanuck auch noch rund 30 Minuten aus dem Film entfernen ließ (dieses Material wurde wohl vernichtet), kann man sich ungefähr ausmalen, dass man es hier wahrscheinlich mit einem der größten, wenn nicht gar mit dem größten Monument des klassischen Hollywood-Kinos zu tun hatte!
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