Re: Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs

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Ein neuerer Text von Sven von Rehden (Stadt Revue Köln/taz)

[…]In politischer Hinsicht ist »Der Herr der Ringe« daher mindestens ebenso umstritten wie in literarischer. Begonnen hatte die Diskussion auf dem Kölner »Tolkien Thing« mit einer Provokation. Mit Kreide schrieb Marcel Bülles drei Begriffe auf eine Schultafel: »rassistisch, frauenfeindlich, nationalistisch«. Die Verwirrung war zunächst groß, doch schnell begann eine lebhafte Aussprache darüber, warum das Werk Tolkiens immer wieder mit diesen Adjektiven belegt wird. Besonders verstörend ist dessen Fixierung auf Abstammung und »rassische Reinheit«. Mittelerde ist eine von Geburt an hierarchisch aufgeteilte Welt: Je älter und »reiner« das Geschlecht, desto mehr natürliche Autorität besitzen deren Nachkommen – auch wenn damit noch nichts darüber ausgesagt ist, ob sie zu den »Guten« oder »Bösen« (die passender Weise aus dem Süden und Osten kommen) gehören. Mit den Orks schuf Tolkien eine Art Unterrasse, die in ihrer banalen Bösartigkeit eigentlich nur für die Vernichtung bestimmt ist. Doch Tolkiens Welt ist zu umfassend und widersprüchlich, um sie umstandslos einem politischen Lager zuzuordnen: Die kleine Gruppe aus Hobbits, Menschen, einem Zwerg, einem Elben und einem Zauberer, die aufbricht, um den Ring zu zerstören, könnte man genauso gut als Musterbeispiel für eine funktionierende multikulturelle Gemeinschaft lesen.
Nur Zyniker würden wohl den Sexismusvorwurf mit dem Einwand kontern, dass Frauen in »Der Herr der Ringe« ohnehin kaum vorkommen: Die wenigen weiblichen Figuren spielen nur dekorative Nebenrollen zur Inspiration der Männer. Auf 1.300 Seiten findet sich mit der Königstochter Eowyn gerade mal eine Frauenfigur, die weder dem Rollenbild der holden Maid noch der unnahbaren Königin entspricht. Aber auch sie wird am Ende sicher in den Hafen von Ehe und Haushalt geführt und gibt ihre kriegerischen Ambitionen ebenso auf wie ihre »unstandesgemäße« Liebe zu einem Mann von noch edlerer Abstammung.[…]

Gesamttext unter http://www.stadtrevue.de/index_archiv.php3?tid=343

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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...