Re: Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs

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b-b-grunt

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Auf die Gefahr hin für immer in der Fantasyhölle für McDonald Kinderspielzeug schnitzen zu müssen – aber ich hab eine „dissenting opinion“ (to put it mildly). Als ich das Buch gelesen habe (ist schon ein paar Jahre aus) ist es mir nicht so aufgefallen, aber als ich gestern den Film gesehen habe ist mir wirklich einiges sauer aufgestoßen:

1. Die Welt ist so streng zwischen Gut und Böse aufgeteilt, dass es nicht einmal einen Sinn hat mit den Anderen zu verhandlen – das Böse muss besiegt werden. Und es ist klar wer gut und wer böse ist. Wahrscheinlich ist es überzogen – aber ich glaube George Bush wird der Film gefallen, berstärkt er doch Fundis aller Coleur in ihren Ansichten.

2. Eine Führertreue bis in den Tod wird propagiert. Dabei sehen die Soldaten aus Gondor und Rohal alles andere als glücklich aus. Aber das Opfer muss gebracht werden. Und es wird belohnt. Dass nenn ich einmal einen Film zur Motivierung der Truppen.

3. Mit Ausnahme von Eowyn treten keine menschlichen Frauen in Hauptrollen auf (Arwen und Galadriel sind Elfen). Und Eowyn ist als Mann verkleidet – und rechtfertigt die Ordnung in dem sie sich anppast um sie zu unterlaufen. Ansonsten gibt es für die Frauen nur ihre Männer zu verabschieden und zu beweinen. Wenn manche Filme das Selbstvertrauen von jungen Frauen und Mädchen stärken sollen – dieser tut es mit Sicherheit nicht.

4. Die Menschen aus dem Westen, sind natürlich schon im Buch die Westländer aber der Schlachtruf „Für den Westen!“ ist mir sehr schräg gefahren. Dafür waren die Schurken auf den Olifanten arabisch gekleidet. Auch nicht sehr geschmackvoll – angesichts der Weltlage.

Dazu gibt es durchaus filmerische Mängel:

1. Die Spezialeffekte sind natürlich gut gemacht, aber ihnen fehlt ein bisschen die Spritzigkeit. Okay zugegeben das ist subjektiv, aber ich finde dass Peter Jackson Brain Dead wesentlich unkonventioneller gefilmt hat und die Effekte dort wirklich überraschen können, während sie im Herrn der Ringe wohl eher die Erwartungen erfüllen.

2. Die Dialoge sind oft lachhaft. Zu pathetisch und gestelzt bei den Helden (Gandalf zum Pferd: „Jetzt zeige uns was Eile heißt“) und zu jovinal bei den Orks (ganz furchtbar der Jugenddialekt der beiden Orks die den „eingesponnenen Frodo“ nach Minas Morgul bringen).

3. Das Ende ist episch, aber viel zu weinerlich. Die Beziehung unter den Helden wird im Gegensatz zum Buch während der Haupthandlung kaum filmisch umgesetzt. Und alles Beziehungsgeflecht muss am Schluss Früchte tragen, obwohl es kaum Zeit hatte zu wachsen. So was funktioniert nicht.

Fazit: Der Film war mir nicht langweilig, er funktioniert als Märchen. Aber er war einerseits sehr berechnend umgesetzt (da gefällt mir die Zeichentrickversion des ersten Teils schon besser) und andererseits sind die ideologieanfälligen Passagen (siehe oben) relativ unreflektiert übernommen worden. Ob das aber angesichts unserer heutigen Welt legitim ist? Oder empfehlenswert?

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If you dance, you might understand the words better. David Byrne