Antwort auf: Philip Glass

#12567477  | PERMALINK

friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

Beiträge: 5,495

Philip Glass – Koyaanisqatsi (1983/1998)

Conductor: Michael Riesman
Bass: Albert de Ruiter
The Western Wind Vocal Ensemble
Members Of The Philip Glass Ensemble

Ich mag ja die us-amerikanischen Minimalisten Terry Riley und Steve Reich sehr gerne. Von ersterem habe ich 3 verschiedene Aufnahmen der Komposition In C im Regal stehen, von Reich habe ich eine 5 CD-Box und außerdem Music For 6 Marimbas. Mit Philip Glass, dem wohl geschäftstüchtigsten und populärsten Minimalisten bin ich aber nur spärlich ausgestattet. Vor Jahren hatte ich mal ein Album mit Frühwerken von 1968-74 gekauft, gespielt fast ausschließlich auf elektrischen Keyboards. Ich war (und bin manchmal immer noch) fasziniert von dieser hypnotischen Repetivität – die aber auch manchmal kaum noch erträglich ist. Aber alleine die Radikalität dieser Musik ist beeindruckend und inspirierend. Außerdem hatte ich mal eine DVD des Films Koyaanisqatsi von Godfrey Reggio, auf der Straße (!) gefunden. Auch der ist faszinierend, nicht zuletzt wegen der Filmmusik von Philip Glass, mit der er untrennbar verbunden ist. Übrigens: Diesen Film kann, sollte und muss man eigentlich noch mal in die Kinos bringen. Nie war er aktueller als heute!

Mein Interesse an dieser Musik wurde in letzter Zeit neu entfacht, auch weil ich Philip Glass’ Oper 1000 Airplanes On The Roof in einer begeisternden Aufführung sah. Aber was von Philip Glass will ich eigentlich sonst noch haben? Das Werk ist umfangreich und unübersichtlich, es gibt Solo-Werke, Werke für diverse Ensembles, Filmmusik, Opern, Symphonien und und und … Der Mann ist wirklich fleißig! Ich habe in einiges reingehört, aber am Ende landete ich doch bei der Filmmusik zu Koyaanisqatsi. Die ursprüngliche LP-Veröffentlichung von 1983 enthielt formatbedingt nur eine gekürzte Version. 1993 wurde die Musik aber in voller Länge neu eingespielt und auf CD veröffentlicht. Die beiden Aufnahmen unterscheiden sich wohl nicht nur in der Länge. Aber ich bin jetzt zu faul das zu überprüfen.

Der Film Koyaanisqatsi funktioniert sicher nicht ohne die Filmmusik. Paradoxerweise funktioniert die Filmusik aber ohne den Film. Diese 73 Minuten sind ein mitreißender Trip. Anders als der für diese Musik oft verwendete Stilbegriff Minimal Music vermuten lässt, ist diese Musik zwar meist repetitiv, aber eigentlich nicht reduziert, sondern innerhalb dieser Setzung umso vielfältiger. Die Stimmung reicht von meditativ bis aufwühlend und der Klangreichtum des gut 30-köpfigen Ensembles (Chor, Keyboards, Holz- und Blechbläser, Streicher, alles dabei) ist überwältigend, manchmal würde ich sogar sagen: monumental. Und alles zusammen ergibt eine fesselnde Dramaturgie. Nur bei dem gut 21-minütigen Stück The Grid muss man etwas Durchhaltevermögen mitbringen. Doch das nehme ich gerne in Kauf.

Ganz tolle Aufnahme! Und wenn ich mir etwas wünschen dürfte: Diese Musik möchte ich einmal live aufgeführt erleben.

Koyaanisqatsi in der Tube

--

“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)