Antwort auf: Musik-Podcasts

#12366477  | PERMALINK

bullitt

Registriert seit: 06.01.2003

Beiträge: 20,657

fevers-and-mirrorsIst auch eher an bullitt gerichtet, der mir erscheint wie jemand, der immer mal wieder zu McDonald’s geht, um sich danach dann über das Essen zu beschweren. Liegt aber vielleicht auch daran, dass er unbedingt hören statt lesen möchte – das erschwert es sicherlich.

Naja, ich hab die Redaktion des Rolling Stone oder die Protagonisten des „Soundcheck“-Podcasts bisher nicht als die McDonald’s des deutschen Kulturjournalismus wahrgenommen und das sind ja eben die selben Leute, die sonst schreiben und gelesen werden wollen. Insofern weiß ich nicht, ob meine Präferenz zu hören das Problem ist. Ich glaube gerne, dass der britische Musikjournalismus nach wie vor gehaltvoller ist, allerdings finde ich generell das Konzept, Musik bei Erscheinen oberschullehrerhaft zu benoten, befremdlicher denn je. Und klar, erst Recht von Leuten, die gar keinen Plan haben. Noten mögen mal zur Orientierung sinnvoll gewesen sein, heute wirken sie einfach albern und anachronistisch. Jeder kann selbst hören und sich sofort ein Bild machen. Solche Podcasts könnten wunderbar Diskurse von eingeweihten Kennern sein, die sich fundiert austauschen also etwas, was man in Magazinen nicht umsetzen kann. Leider wird das Potential zumindest bei diesen beiden Formaten total verschenkt.

pheebeeMeine Wahrnehmung ist, dass es z.B. in Soundcheck tatsächlich viel mehr um die eigenen Befindlichkeiten geht und kaum noch um die Platten, die da besprochen werden sollen. Und wenn dann tatsächlich mal etwas Gehaltvolles gesagt wird, dann zitiert man z.B. Mojo-Artikel. Stattdessen wird im Falle Nick Cave & The Bad Seeds mit Beschimpfungen um sich geworfen, es handele sich um „Kunstgewerbe“, einen „langweiligen Wim-Wenders-Film“ oder die Musik habe gar etwas „U2-haftes“. Elitäre Überheblichkeit wird zum Konzept erhoben.

Exakt, leider. Das Schlimme ist, dass diese zur Schau getragene elitäre Überheblichkeit durch den fehlenden Wissensvorsprung, den Musikkritiker früher hatten, überhaupt nicht mehr funktioniert und einfach nur zum Fremdschämen ist, zumal sie im gesprochenen Wort auch nichts kaschieren können.

--