Antwort auf: Die letzte Dokumentation, die ich gesehen habe

Startseite Foren Kulturgut Das TV Forum Die letzte Dokumentation, die ich gesehen habe Antwort auf: Die letzte Dokumentation, die ich gesehen habe

#12332367  | PERMALINK

ford-prefect
Feeling all right in the noise and the light

Registriert seit: 10.07.2002

Beiträge: 9,941

Da wir hier im Forum ehemalige Skater haben, zum Beispiel @gipetto: Vorgestern lief auf 3sat ein Dokumentarfilm über die Geschichte der Skateboard-Kultur in Deutschland, am Beispiel der Szenen in Münster, Berlin und München. Der Film heißt Skate Evolution: Zwischen Subkultur und Profisport und stammt von den Filmemachern Andreas Kramer, Johannes Sievert und Richard Böhringer. In München treffen sich die Skater seit jeher im Olympiapark, dort fanden in den 80ern auch erste Meisterschaften statt. Als besonders erfolgreicher Skater tat sich Claus Grabke aus Gütersloh hervor, der zahlreiche nationale und internationale Meisterschaften gewann und Mitte der 1990er eine zweite Karriere als Musiker startete. Als Soundtrack dienten der Skate-Szene schon immer antreibende Sounds von Punk-, HipHop- und Hardcore-Bands, in den 90ern waren das Dog Eat Dog, Pennywise, Suicidal Tendencies, NOFX und Satanic Surfers. Allgemein alle Bands von Labels wie Epitaph, Burning Heart und Fat Wreck. In den 1990er Jahren kursierten sogenannte Skate-Videos auf VHS-Kassetten, auf denen man Skater mit ihren Tricks sieht, musikalisch untermalt mit Biohazard usw. Fortan kam die Szene bei Events wie Münster Monster Mastership und Flying High Across the Sky zusammen. In der Juni-Ausgabe 2020 (Nr. 327) brachte das Visions-Magazin über das Thema Skate Punk eine Titelstory heraus. Seit 2021 ist Skateboarding olympische Disziplin, was Claus Grabke kritisch betrachtet, da er nicht dafür ist, dass sich Skater für die Olympischen Spiele verbiegen sollten.

Als Jugendlicher nahm ich Claus Grabke erstmals im Sommer 1996 vor allem als Shouter der Crossover-Band Thumb war, damals lief das Musikvideo zu „Red Alert 96“ häufig im Nachtprogramm von Viva und MTV, ein totaler Szene-Hit. Im Frühjahr 1997 brachten Thumb das Album „Exposure“ heraus, das ich jahrelang rauf und runter hörte. Im August 1997 sah ich Thumb live auf dem Bizarre-Festival in Köln, freitagmittags auf der Nebenbühne im Hangar. Jedoch nur die letzten beiden Songs, etwa die Nummer „Thank you for hating me“, da meine beiden Brüder und ich zu spät angekommen waren. Dass Grabke früher Skateboarder war, erfuhr ich erst durch eine digitale Biografie, die in der CD-Rom-Sektion für Computer auf dem Album „Exposure“ zu lesen war. Vor drei Wochen war Claus Grabke als Studiogast bei stern TV auf RTL, aus Anlass seiner Aufnahme in eine amerikanische Skater Hall of Fame, als erster Deutscher. In Berlin gibt es ein Skateboard-Museum von Kurator Jürgen Blümlein, das sich anfänglich in Stuttgart befand.

Entstanden war das Skateboarden um 1960 in den USA und orientierte sich an der kalifornischen Surfer-Kultur: Sozusagen das Surfen auf einem Brett mit Rollen über den Asphalt. Außerdem kommen in dem Dokumentarfilm Pioniere wie Titus Dittmann, der als einer der Ersten diese Sportart aus den Staaten nach Deutschland importierte und dessen Vorname zur brand wurde, Lulu Magnus, Torsten „Goofy“ Schubert und der Skate-Fotograf Helge Tscharn zu Wort. Als eine der wenigen Frauen, die sich im Skate-Sport etablieren konnte, spricht Elke Kranz. Ebenso wird der halsbrecherische David Marlo Conrads erwähnt, der sich bei einem gefährlichen Stunt eine Schädel-Basis-Fraktur zuzog, nur knapp dem Tod entging … und eine Woche später wieder bei einem Turnier auf dem Brett stand. War Skateboarding früher eine reine Männerdomäne, änderte sich das ab den 90ern. Mittlerweile gibt es viele weibliche Skater. Ferner geht der Dokumentarfilm der Frage nach, wie politisch die Skate-Kultur ist. Mit diesen Fragen setzt sich der Publizist Konstantin Butz in seinem Fachbuch „Skate Studies“ auseinander. Nicht minder interessant dürfte die Autobiografie „Paid Vacation“ von Pro-Skater Ralf Middendorf sein. Eine junge Vertreterin des Sports ist die Britin Sky Brown. Die Organisation Skateistan expotiert den Skate-Sport nach Afghanistan. 2012 erschien bereits der Dokumentarfilm „This ain’t California“ von Filmemacher Marten Persiel über das Skateboarden in der DDR.

zuletzt geändert von ford-prefect

--

Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!