Antwort auf: 2022 & 2023 & 2024: jazzgigs, -konzerte, -festivals

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friedrich

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Ich beneide @atom darum, dass er tagsüber in Berliner Plattenläden stöbern und abends entspannt in den Heimathafen bei The Necks einlaufen konnte!

Ich kam nach Arbeit und einem persönlichem Termin mit meiner Begleiterin ohne Abendessen etwas gehetzt im Neuköllner Heimathafen an. Zum Glück hat Berlin-Neukölln die höchste Dönerbuden-Dichte weltweit!

Ich sah und hörte The Necks jetzt um vierten mal. Das letzte mal im Funkhaus Berlin ist jetzt schon ein paar Jahre her, dennoch hatte ich das Gefühl, dass sich bei mir ein gewisser Gewöhnungseffekt einstellte. Es scheint ein ehernes Gesetz eines Necks-Konzert zu sein, dass es mit etwas leisem Geklöppel und Gerassel auf dem Schlagzeug oder Geklimper des Klaviers, wahlweise auch eien paar Töne auf dem Bass, anfängt, sich das mehr und mehr verdichtet, bis es einen dröhnenden Höhepunkt erreicht, der eine Weile aufrecht erhalten wird bis Ohren und Hirn vibrieren und das dann langsam wieder ausklingt. Die äußere Form ist immer wieder ähnlich, aber wie diese Kontur gefüllt wird, ist immer wieder etwas anders.

In dem etwas geschafften Zustand, in dem ich mich befand, ließ ich mich willenlos in die Musik fallen. Augen zu und einfach wirken lassen. Hatte das Gefühl, dass ich in einen beduselt traumartigen Zustand abdriftete, bis im musikalischen Dickicht plötzlich etwas unerwartetes geschah und schreckte dann fast auf. Am Ende fühlte ich mich irgendwie geläutert. Beim Merch das neue Necks-Album gekauft.

War sehr nett, atom persönlich kennengelernt zu haben. Außer vorgarten erkannte ich noch einen weiteren Forianer, von den anderen wusste ich leider nichts. Schade! Es war aber auch spät und kalt und der Weg nach hause war noch weit. Um 0:30 waren wir erschöpft aber zufrieden im Bett. Eigenartiger Abend.

Ach: Ich glaube damals in der Wabe waren schon ein paar mehr als nur 40 Zuschauer bei den Necks. Ist ein ungewöhnlicher und eigentlich sehr guter Auftrittsort, hat aber vom Programm her wohl eine andere Zielgruppe. An den Necks-Auftritt im Berghain kann ich mich komischerweise kaum erinnern – aber ich war wohl da. Das Funkhaus war damals auch gut besucht. The Necks haben eigentlich immer sehr gut gewählte und interessante Orte für ihre Konzerte. Muss auch so sein. Diese Musik braucht den passenden Ort.

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)