Antwort auf: Krimis – Empfehlungen und Warnungen

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latho
No pretty face

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Dann mal ein paar von mir:

John le Carré – The Spy Who Came In From The Cold
Liest sich wie ein existenzialistisches Theaterstück komplett mit Kammergerichtsszene. Le Carré schreibt, dass damals alle seinen „Anti-Bond“ tootal realistisch fanden, was er aber nicht sein könne, bester Beweis: das Buch durfte veröffentlicht werden.

Tony Hillerman – The Dark Wind
Kaum fand man Joe Leaphorn nach den ersten zwei etwas beschaulichen Büchern toll, packt Hillerman einen neuen Detektiv aus: Jim Chee, seines Zeichens auch Reservatspolizist und angehender Schamane, der hier in einen Flugzeugabsturz (Flieger natürlich voller Drogen) verwickelt wird. Seinem Stoff bleibt Hillerman treu: elegische Beschreibungen von Natur und der dazugehörigen indigenen Mystik, unterbrochen von knalliger Action. Ich find‘ die klasse!

Ralph Knobelsdorf – Des Kummer Nacht
Knobelsdorf arbeitet tagsüber in der IT, das merkt man, weil die Arbeit seiner Protagonisten besteht zum großen Teil aus Meetings. Und das 1855 (in einem ist Bismarck dabei und isst ein Lokal leer). Recherchiert ist es gut, auch wenn mich immer der Verdacht beschleicht, „so können die damals unmöglich gesprochen haben“ (besser weiß ich’s natürlich auch nicht). Der Kriminalfall ist sympathischerweise dermaßen mellow, dass am Schluss das Schicksal eingreifen muss, um den Täter zu bestrafen.

Stuart Turton – The Seven Deaths Of Evelyn Hardcastle
Postmodernes Feuerwerk: Aiden hat nur noch wenige Nächte im 20er Jahre-Herrenhaus, bis es Evelyn erwischt und er muss herausfinden, warum. Dummerweise erlebt er jede/n Tag/Nacht in einem anderem Körper. Und finstere Typen wollen verhindern, dass er Erfolg hat. Liest sich gut, wenn auch vielleicht etwas zu clever geplottet.

Adrian McKinty – The Cold Cold Ground
Sean Duffy, Ermittler im lauschigen Nordirland zur Zeit der Troubles, genauer des Hungerstreiks Anfang der 80er, muss den einen Mord-Fall lösen, der anscheinend nichts mit dem Bürgerkrieg zu tun hat. Duffy, als richtiger Ire, denkt natürlich nie alles durch, sondern stürmt Wohnungen von Verdächtigen, um diese beleidigt zu beschuldigen. Eigentlich prima.

Michael Connelly – The Burning Room
Connellys Geniestreich, Harry Bosch bei der Cold Case-Unit unterzubringen, geht langsam zu Ende. Mit einem genialischen Knall: ein Mariachi-Musiker stirbt, 10 Jahre nachdem man ihm eine Kugel in den Körper gejagt hat – jetzt ist es Mord. Und natürlich steckt Bosch nach kurzer Zeit wieder mal in Schwierigkeiten. Es gibt kein schlechtes Connelly-Buch.

D. V. Bishop – City Of Vengeance
Cesare Aldo ist Ermittler im Florenz der Medici 1537. Und hat in der Stadt, in der anscheinend schon Kinder Spaß an Intrigen haben, ein Problem: er ist schwul. Und muss außerdem den Mord an einem jüdischen Geldverleiher lösen, was überraschenderweise sogar die Stadtoberen interessiert. Cesare muss am Schluss etwas arg ableiden (gut, das muss seit Philip Marlowe jeder Detektiv), aber die Stadt ist gut getroffen. Nicht in der Wikipedia nachlesen!

Abir Mukherjee – A Necessary Evil
1920, Kalkutta in British Indien, jemand knallt einen Kronprinzen eines Duodez-Maharadschatums ab und Held Sam Wyndham begibt sich in das Königreich, um den Schuldigen zu finden. Den Schuldigen und Opium, den Wyndham hat ein kleines Problem. Dies ist schon der 2. Band der Reihe, liest sich ähnlich gut wie Nr.1

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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.