Antwort auf: Die 100 besten Alben der 70er

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krautathaus

Registriert seit: 18.09.2004

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wahr

stormy-mondayIch wiederhole mich gerne: Früher war alles besser. Vor allem die Musikke. Solange das Herr Rossi nicht liest, erwarte ich keine Widersprüche. ;)

Stimmt nicht.

Natürlich nicht. Musik die Jahrzehnte alt ist und zudem noch in der Teenagerzeit konsumiert wurde, hat rückblickend im Vergleich zur Musik der letzten z.B. 10 Jahre folgende Vergleichsvorteile b.z.w. es sind einfach schon fast Äpfel / Birnen:

1) Musik die in den Teenagerjahren konsumiert wurde (sicher auch schon vorher) hinterlässt die tiefsten Spuren im Bewusstsein. Nie wieder ist man emotional so empfänglich, wie in diesem Zeitraum. Alle Eltern die Teenager begleitet haben können davon ein Lied singen.

2) Wir neigen dazu Zeitabschnitte in der Vergangenheit zu verklären, der ganze Mist an Musik der auch gespielt wurde, wird einfach emotional aussortiert.

3) und das ist wohl der wichtigste Punkt. Neue Alben können Jahrzehnte alte Alben gar nicht schlagen, weil wir im reellen Vergleich, beiden dieselbe Zeitspanne an Hörerfahrung und Aufmerksamkeit geben müssten. Dieselbe Spieldauer, dieselben vielen Momente die wir mit diesen Alben verbinden. Das ist technisch einfach nicht möglich.

Das ist wie mit einem Paar neue Schuhe…die alten sind halt sofort bequem und die neuen muss man erst mal einlaufen. Da würde auch niemand sagden, die alten sind immer besser.

@stormy-monday das ist so in etwas dieselbe Erklärung die @herr-rossi schon seit Jahren mit Engelsgeduld versucht dir nahezubringen.

Naja, und dann kommt halt wieder dein übliches Mantra…

Und nur nochmal weil es mir einfach wichtig ist: Niemals in der Vergangenheit, war es leichter neue Musik zu entdecken. Selbst auf LP etc. bekommt man heute viel leichter Alben online, als noch in den 80ern, als man die sauteuer als Import irgendwo erstmal bestellen musste. Vorher mal auf YouTube reinhören? Gab’s nicht. Im Plattenladen, aber auch nur ein bischen reinhören.

Das hatte natürlich widerum den Umkehreffekt, dass bei Musikfans vor 30/40/50 Jahren noch mehr Gemeinsamkeit beim Musik hören und Musik entdecken war. Gezwungener Maßen, denn wie hätte man (außer im Radio) sonst die Musik neu hören können, als bei Bruder/Schwester/Freunde/Eltern etc….das hatte natürlich einen sozialen Effekt des gemeinsamen Erlebens, der heute nicht mehr so stark ausgeprägt ist. Die andere Seite der Medaillie der Verfügbarkeit.

Und nun ein letzter Punkt: nie in der Vergangenheit gab es mehr Angebot an Musikstilen wie heute. Sämtliche Stile der Vergangenheit gibt es heute, vom Swing der 40er über Garagenrock der 60s, Progrock der 70s, Instrumental aufwendige Rockmusik der 70s, Reggae, Postpunk etc. etc etc…aber heute gibt es noch etwas mehr, was vor 40 Jahre noch nicht so weit ausgeprägt war: der global Einfluss von Rap. Rap-Musik ist inzwischen der einflussreichste und international am breitesten augestellte Musikstil, weltweit, egal wo. Weil Rap (selbst unterlegt, mit der landestypischsten Musik) wirklich überall eine Rolle spielt, kann man ihn als wichtigsten Musikstil betrachten.

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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko