Antwort auf: Die letzte Dokumentation, die ich gesehen habe

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herr-rossi
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@ford-prefect: Inzwischen habe ich die VIVA-Doku komplett gesehen, hat mir sehr gut gefallen. VIVA2 wurde tatsächlich auch ausführlich und angemessen gewürdigt. Dass es den lamen Vorläufer nach VH1-Vorbild gab, hatte ich nicht mehr in Erinnerung, aber zwischen 1998 und 2004 war das echt das beste und innovativste Musikfernsehen, dass es in Deutschland je gegeben hat.

Schön zu sehen, wie wunderbar dilettantisch die Anfänge waren und wie traumwanderisch man talentierte Kids gefunden hat, die man einfach vor die Kamera schubste und „mach mal“ sagte. Heike Makatsch, Charlotte Roche, Stefan Raab, Nilz Bokelberg, Simon Gosejohann, Collien Fernandez usw. usw., die meisten kennt man ja noch heute. Matthias Opdenhövel stammte übrigens hier aus Detmold, ich hab damals auch sein Buch „Die Schnellfickerschuhe“ (ein Bono-Zitat über Matthias‘ Schuhe) über seine Begegnungen mit Stars gelesen, war ganz unterhaltsam. Im Moment ist er hier wieder sehr präsent, weil er zusammen mit einem Schulfreund eine in den 80ern bei Detmolds Jugend sehr beliebte Bar wieder aufleben lässt.

Sehr gut herausgestellt wurde auch das, was man heute Diversität nennen würde. VIVA war der Moment, als junge Deutsche mit „Migrationsvordergrund“ sichtbar wurden und Kids sich auf einmal auch mit (mehr oder weniger) Gleichaltrigen identifizieren konnten, die Gülcan, Mola, Milka, Min-Khai usw. hießen. Und das wurde nie groß thematisiert, das war einfach so, aber damit war man der Zeit wirklich meilenweit voraus. Im Gespräch war es, meine ich, Gülcan, die aus der Rückschau feststellte, wie anders es dann war, anschließend bei den Öffentlich-Rechtlichen zu arbeiten und auf einmal die „Exotin“ zu sein.

PS: Die wirklichen Ausfälle waren Oliver Pocher und vor allem Nils Ruf. Dass der das chauvinistische Arschloch nicht nur vor der Kamera spielte, rundet das Bild ab. „Würde es heute nicht mehr geben“: Ja, hoffentlich, kein Verlust. Was bei Harald Schmidt noch funktionierte, weil er als Moderator eben viele Nuancen hatte, wird halt schwer erträglich, wenn Epigonen diese Nuancen völlig abgehen.

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