Antwort auf: Motörhead

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bullitt

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herr-rossi

bullittOK, also ich benutze den Begriff noch nach Wikipedia und Duden und nicht nach youtube, vielleicht mein Fehler.

Ja, gerne, dann lesen wir doch mal kurz den letzten Satz der Einleitung des (insgesamt sehr lesenswerten!) Wikipedia-Artikels: „By 2021, woke had become used almost exclusively as a pejorative, with most prominent usages of the word taking place in a disparaging context.“ Ich meine natürlich den englischen Artikel: https://en.wikipedia.org/wiki/Woke

Noch besser ist es natürlich, den gesamten Artikel zu lesen, wonach es so ist, wie ich es bereits beschrieben habe. Die Tradition als Selbstbezeichnung ist jedenfalls deutlich  länger als die Reflexion als Spott-Begriff, was hier jetzt mehrfach  bestritten wurde. Dass es letztere auch gibt, ist mir natürlich klar, weil ich die ja bewusst auch so verwende:

„parts of the political center and right wing in several Western countries were using the term woke, often in an ironic way, as an insult for various progressive or leftist movements and ideologies perceived as overzealous, performative, or insincere. (…).In this pejorative sense, woke means „following an intolerant and moralising ideology.“

Ich sehe mich im „political center“ und ich sehe die ideologische Züge, wie sie dort beschrieben. Insofern sehe ich keinen Grund, mich von meiner Verwendung zu distanzieren. Wer sich selbst als „erleuchtete“ moralisierenden und missionierenden Instanz inszeniert, darf sich über Spott nicht beklagen. Das ist imo ein fundamentaler Unterschied zum von dir genannten Begriff „Gutmensch“, den man viel eher als „Kampfbegriff“ etikettieren kann, weil er von außen kommt.

Ich  habe im selben Satz übrigens auch das Gendersternchen ironisch eingesetzt, was ich mir von (Achtung allgemeine Triggerwarnung) Ulf Poschardt abgeschaut habe, der nur dann gendert, wenn er das gendernde Milieu beschreibt. Ist das dann auch eine „konservative Umdeutung“, von der sich dann alle distanzieren? Wäre ja praktisch.

Ernst gemeinte Frage, welches Vokabular schlägst du vor, um radikalen, linke Aktivismus aus den USA zu kritisieren, ohne als Trumpist dazustehen? Das ist nämlich genau das Problem.

Mein Lösungsansatz wäre ja, sich einfach mal aus der Fixierung auf dieses von Medien und interessierten politischen Kreisen völlig überdimensioniert aufgeblasene Problem zu lösen …

Ignorieren fällt zunehmend schwer, weil es dafür zu viele reale Bezugspunkte gibt, wie gerade die Debatte um „Layla“ zeigt. Ich finde es richtig, schon bei Anflügen von Zensur höllisch aufzupassen und es zu thematisieren, egal aus welcher Richtung diese Vorstöße kommen.

Um den Bogen zu Lemmy zurückzuschlagen: Ist der ganze Appeal seiner Persona nicht, einen F*** auf das zu geben, was Leute sagen und meinen? Wieso müssen denn jetzt auf einmal alle toll finden, was seinen Lebensstil ausmachte? Braucht der nicht zwingend den Gegenwind? Anders gesagt: Was genau ist in dieser Hinsicht dann so schlimm an (vermuteter) Kritik von „radikalen linken Aktivisten“? Viel Feind, viel Ehr, sagte man früher.

Das sind wir ja vollkommen einer Meinung. Ich bin es ja nicht, der Lemmy hier zum Saubermann erklären will. :)

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