Startseite › Foren › Fave Raves: Die definitiven Listen › Sonstige Bestenlisten › Return of the GrievousAngel: Persönliche Schätze aus der weiten Welt der Kunst › Antwort auf: Return of the GrievousAngel: Persönliche Schätze aus der weiten Welt der Kunst
Anonym
Registriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
The Jungle Book (Wolfgang Reitherman; 1967)
Ich denke, es wird Zeit für den Familienklassiker schlechthin. Und damit ab ins Jahr 1967. Walt is dead, long live Walt! Im Dezember des Vorjahres sollte der Visionär den Kampf mit dem Lungenkrebs verlieren und die Verantwortung für das Unternehmen für kurze Zeit an seinen älteren Bruder Roy gehen.
Bis zu seinem Tod war Walt allerdings noch sehr aktiv in die Entwicklung des letzten Werkes unter seiner Führung eingebunden. Nach der enttäuschenden Reaktion auf The Sword in the Stone wollte er besonders im Entstehungsprozess der Story wieder mehr involviert sein. So kam es auch – und hier kann ich die „andere Geschichte“ vom Vorgänger direkt aufgreifen -, dass Walt wiederholt mit dem sich zuletzt profilierenden Schreiber Bill Peet aneinandergeriet, bis dieser schon bald darauf die Studios verließ. Peets Vorstellung war Walt zu düster und letztlich auch zu wenig familienfreundlich. Seine Charakterkonzepte blieben aber erhalten und um diese Charaktere herum wurde im Lauf der folgenden Jahre eine lineare Geschichte gebaut, die zumindest hier im Forum jeder kennen dürfte. Immerhin ist The Jungle Book nach Ticketverkäufen der erfolgreichste Kinofilm in Deutschland – mit sagenhaften achteinhalb Millionen Tickets Vorsprung auf Titanic.
Über Mowglis Reise und seine Abenteuer im Dschungel muss ich deshalb gar nicht viel erzählen. Genauso wenig wie über die Figuren, die nicht nur 27 Millionen Kinobesucher in Deutschland ins Herz geschlossen haben. Mindestens genauso tief verankert in den Köpfen der Leute sind die unsterblichen Songs um The Bare Necessities (in unseren Gefilden Probier’s mal mit Gemütlichkeit) und I Wanna Be Like You (Ich wäre gern wie Du) mit seinem faszinierend jazzigen Arrangement. Ein Aspekt, über den mir allerdings viel zu wenig geschrieben wird, ist der Score von George Bruns, der dem Film eine einzigartige, bedrohliche Atmosphäre verleiht.
Obwohl The Jungle Book nicht unter meinen ganz großen Favoriten einläuft, sind die Vorzüge der Disney-Adaption von Rudyard Kiplings Erzählungen auch für mich nicht von der Hand zu weisen. Die einzelnen Episoden sprühen vor Leben und Farbe, die Charaktere sind witzig und liebenswürdig und die Symbiose aus Animation und Musik ist harmonisch wie selten zuvor. Außerdem gibt es da ja auch noch diese vier Geier, die mit ihren Frisuren und dem prägnanten Scouse einer Band deutlich nachempfunden sein sollen, die sich in diesen Jahren endgültig auf dem Pop-Olymp niedergelassen hatte und das Angebot, besagte Greifvögel selbst zu synchronisieren, dankend ablehnte.
Mit dem Ableben des Chefs, den administrativen Umstrukturierungen und dem Riesenerfolg von The Jungle Book endeten die 60er schließlich. Walt war zwar nicht mehr unter den Lebenden, hatte diesen aber noch ein gelungenes Abschiedsgeschenk hinterlassen.
--