Antwort auf: james 'blood' ulmer

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vorgarten

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frank wright quartet, blues for albert ayler, esp 2011, aufgenommen angeblich 17.7.1974, wahrscheinlich aber im januar 1977.
wright (ts, fl?), ulmer (g, fl?), benny wilson (b), ali (dm).

das auf dieser vom wirrkopf michael d. anderson (arkestra-nachlassverwalter) auf esp herausgebrachten archivaufnahme von rashied ali aufgeführte aufnahmedatum wirft fragen auf. anderson schreibt, dass wright seine heimkehr nach new york (er lebte seit 1969 in paris) mit diesem konzert, einer ayler-hommage, feiern wollte. dieses ist in der new york times aber am 1.7. 1977 angekündigt. ulmer wird dort als „the most original and inventive of the younger jazz guitarists“ bezeichnet. ich traue anderson in solchen dingen nicht, meine cd-ausgabe gibt die band auf der rückseite als „frank wright quintet“ an, die lasche für das booklet ist falsch angebracht, überhaupt ist das ein schräges diy-produkt, wie man es von anderson kennt – der veröffentlichungsplan, mit rashied ali verabredet, wurde erst 2 jahre nach alis tod in die tat umgesetzt, was auch auf die chaotischen rahmenbedingungen hinweist. es kann aber natürlich sein, dass die gleiche band mit dem gleichen programm sowohl 1974 wie 1977 in ali’s alley aufgetreten ist, das finde ich aber nicht sehr wahrscheinlich. außerdem war wright erst ab 1978 wieder mit us-amerikanischen bands unterwegs.

jedenfalls zog wright ins haus von rashied ali, dem bruder seines drummers in paris, muhammad. die angesetzte hommage an ayler erschöpft sich in einem kurzen thema, das eine modale struktur einfordert, also eher im sinne coltranes ca. 1961 konzipiert ist. ulmer begleitet das zunächst rudimentär, spielt danach aber den leader regelrecht unter missachtung der skalen von der bühne. was er da mit wilson und dem entfesselten ali veranstaltet, ist etwas völlig anderes als eine spiritual-jazz-rutsche für wrights fire-ansatz, lauter mikrodramen auf engem raum, die eigentlich nur darauf warten, dass wright zum schluss kommt. spricht für mich auch dafür, dass ulmer hier schon wesentlich weiter ist als in der ali-quintett-aufnahme aus 1973.

jedenfalls ist das eine faszinierende aufnahme, die einen großen bogen schlägt und übrigens auch ziemlich gut klingt. ich bin mir ziemlich sicher, dass eine von der gitarre unbegleitete flötenpassage von ulmer ist, dessen spiel auf diesem instrument in den 80ern ich ziemlich gut im ohr habe (anderson gibt wright den credit dafür).

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