Antwort auf: james 'blood' ulmer

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vorgarten

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john patton, accent on the blues, blue note 1969, rec. 15.8.69
patton (org), marvin cabell (ts, saxello, fl), ulmer (g), leroy william (dm)

zweite studiosession also, völlig anderer orgeljazz, nichts für die jukebox, das erste stück, mit einem langen ulmer-solo, dauert schon über 10 minuten. wohin das will, ist klar, da ist der kollege young schon weiter, allerdings führen diese vergleiche wohl nicht sehr weit. auffällig die entpannte modale situation, die sehr schöne fließbewegungen zulässt, in denen leroy williams etwas mühe hat, spannung zu halten und immer wieder zu erzeugen. ulmer finde ich ein bisschen gelangweilt (oder gehemmt) hier, was vielleicht verständlich ist, wenn man weiß, dass er nicht teil der working band war. er greift auf licks zurück, spielt seine akkorde ein bisschen vor oder nach dem beat, nur manchmal kommt die gesprächigkeit seines spiels zum vorschein, das stottern in tiefen lagen, die aus den akkorden herausbrechenden und sofort wieder eingefangenen einzeltonlinien.



john patton, memphis to new york spirit
, blue note 1996, aufgenommen 2.10.1970
patton (org), marvin cabell (ts, ss, fl), ulmer (g), leroy williams (dm).

ein jahr später ist ulmer nochmal zu gast, gleiche band, mittlerweile hat er vielleicht ein paar mal auch live mit ihnen gespielt, jedenfalls spielt er sehr viel interessanter hier. das material erlaubt weniger licks, will richtung miles-2nd-quintet und mittlerem coltrane, van gelder schickt cabell manchmal auch in einen etwas hippiesken hall-raum, ulmer darf ein bisschen mehr stottern, freier mit dem rhythmus experimentieren, die akkorde sind offener (was mit der stimmung der orgel interessante reibungsräume öffnet).

zum ersten mal hört man eine komposition von ulmer, eine verballhornung des spitznamens im titel, die jedenfalls mehr nach 1970 klingt als vieles andere auf dem album:

so spielt schon damals niemand anderes gitarre, es wird sehr deutlich, dass es nicht um den einzelton geht, auch nicht (oder nur selten) um motive, sondern um das rhythmische angebot in der abfolge, was toll zwischen drums und orgel hängt.

Frustrated with the limited role of the guitar in traditional jazz combos and inspired by his original work in Detroit, Ulmer left for New York in 1971. A friend who worked at the Bluebird club in Detroit where Ulmer performed had spurred on the guitarist. Ulmer told Howard Mandel of Down Beat that his friend said, „‚I want you to take this month and go to New York and find Miles Davis. Tell him I sent you to play with him.‘ I said, ‚Good, give me the money, I’m ready to go.‘ He did, and I came to New York. I never found Miles. But I found Coleman!“

diese idee, zu miles zu gehen, mit dem konkurrent benson ja 1969 „paraphernalia“ aufnahm, ist interessant – 1971 hätte er john mclaughlin abklatschen müssen. spannender vielleicht, sich blood in der rolle von pete cosey vorzustellen, aber da war ersterer ja längst woanders.

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