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So, die nervigen Streamingprobleme ein für alle Mal beseitigt: Mit einem AppleTV 4K Streamer ging es dann gestern mit den Teilen 2 und 3 von „Get Back“ weiter. Schon vorweg: Ein wahres Vergnügen (Die Doku sowieso, aber auch der Streamer, 5 Stunden ohne einen einzigen drop out oder buffering artefact).
Die Band zieht aus der doch ziemlich kahlen/kühlen Halle in Twickenham in die Apple-Studios um, was der Stimmung und dem Fortschritt des Albums deutlich zugute kommt. Aus Versatzstücken des ersten Teils werden nun nach und nach Songs. Auch wenn George für ein paar Tage entnervt die Band wegen Unstimmigkeiten verläßt, kann keine Rede davon sein dass die Aufnahmen mühsam oder konfliktgeladen wären. Sehr oft hat man im Gegenteil den Eindruck dass hier glückliche Menschen miteinander musizieren, die einander zugewandt sind.
Die optische Qualität des Materials ist gegenüber dem ersten Teil nochmal besser und kann über weite Strecken eigentlich nur noch als sensationell bezeichnet werden. Ich weiß nicht welches Kamera-Equipment genau hier zum Einsatz kam (das kann man bestimmt irgendwo nachlesen), aber es kann eigentlich nur das Beste vom Besten gewesen sein. Natürlich wurde auch bei der Restaurierung enormer Aufwand getrieben, aber dafür braucht man ja auch gutes Ausgangsmaterial. Das Resultat ist jedenfalls besser als aktuelle Versionen der meisten Spielfilme aus jener Zeit.
Auch abseits des musikalischen macht es einfach Spaß, zuzuschauen und zu entdecken. Öfters fand ich mich inspiriert, nach teilnehmenden Personen zu forschen. Was z.B. aus der hinreißenden 6-jährigen Kleinen namens Heather, Tochter von Linda geworden ist, die eine Zeitlang wie aufgedreht am Set rumturnt (und niemand hat ein Problem damit)? Google weiß es natürlich sofort: Sie töpfert in Arizona. Auch die Klamotten die Band und Mitarbeiter während der Sessions tragen sind meistens überaus stylisch und individualistisch.
Das schon erwähnte Rooftop-Konzert ist natürlich der absolute Höhepunkt. Es gab Kameras auf der Straße vor dem Gebäude, im Eingangsbereich des Gebäudes und natürlich auf dem Dach. Während fast alle sonstigen Aufnahmen der Doku in einem Breitwandformat sind, liegen aus irgendwelchen Gründen die Rooftop- Aufnahmen „nur“ im 4:3-Format vor. Wie aber Jackson aus dieser Beschränkung eine Tugend macht und teilweise bis zu 6 dieser 4:3 Clips neben- und übereinander montiert und sich dabei eine ganz neue erzählerische Dynamik entwickelt, ist ganz großes Kino. Man sieht z.B. wie unten im Eingangsbereich die ersten Polizisten eintreffen, gerufen durch eine Anzahl von Anzeigen wegen Ruhestörung. Parallel dazu geht oben das Konzert (das übrigens hervorragend ist, aber glaube ich nicht in ganz voller Länge gezeigt wird) weiter, unten weiß der Einsatzleiter (ein kaum 20jähriger Grünschnabel) nicht, wie er die Situation unter Kontrolle bringen soll. Die Polizisten werden hingehalten, es wird hin und her telefoniert, bis sie schließlich auf dem Dach eintreffen hat die Band ihr Konzert zuende gespielt. Unten auf der Straße sammeln sich immer mehr Leute, die meisten wissen auf Nachfrage sofort dass da oben die Beatles spielen, und das obwohl man die Band von unten nicht sehen kann, sie schon einige Jahre nicht mehr aufgetreten sind und das gespielte Material neu ist. Die meisten Leute sind voll des Lobes. Dazu gehört auch ein älterer, etwas spießig erscheinender Herr, der auf die Frage ob er seine Tochter einem Beatle anvertrauen würde antwortet: „Natürlich, sofort. Die haben doch Geld!“
Danach am besten den Abend mit einer Runde „Let It Be“ ausklingen lassen. Das Album hört man nach der Doku mit ganz anderen… Augen.
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